[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Der 2012 in Japan unter dem Titel Udagawachou by Mattete yo veröffentlichte One-Shot Warte auf mich in Udagawa ist der erste Manga von Hideyoshico, der auf dem deutschen Markt veröffentlicht wurde. 2015 erhielt der Einzelband auch eine Realverfilmung. Auf dem japanischen Markt veröffentlicht Hideyoshico schon seit 2010 Mangageschichten.
Die deutsche Lizenz für den Einzelband hat sich Egmont Manga gesichert, welche den Manga im Juli 2021 veröffentlicht hatten.
Text&Zeichnungen: Hideyoshico | Originaltitel: Udagawachou by Mattete yo | Verlag: Egmont Manga | Genre: Drama, Boys Love | Preis: 7,50€ | Weitere Informationen & Leseprobe
Wie war’s?
Alles beginnt damit, dass der eher introvertierte Oberschüler Momose einen seiner Klassenkameraden Yashiro auf einer Straße sieht. An sich nichts Außergewöhnliches, würde Yashiro nicht Frauenkleider tragen und so aussehen, als würde er auf jemanden warten.
Momose geht die Begegnung nicht aus dem Kopf und er versucht, zu verstehen, wieso Yashiro Frauenkleider trägt. Yashiro ist ein beliebter Highschool-Schüler. Er hängt mit einer ziemlich lauten Gruppe von Freunden herum, ist beliebt bei den Mädchen und ist sehr gut im Sport. Anders gesagt, er ist nicht der Typ, der Frauenkleidern anzieht. Zumindest denkt das Momose. Doch Momose ist überzeugt, dass das hübsche Mädchen, das er gesehen hat, niemand anderes als Yashiro sein kann. Er ist fasziniert. So fasziniert, dass er Yashiro immer wieder im und außerhalb des Unterrichts beobachtet, und dass er eine seltsame Art von Anziehung verspürt. Er beschließt, in den Bezirk Udagawa zurückzukehren, um die Person noch einmal zu treffen.
Man sollte an Warte auf mich in Udagawa nicht mit falschen Erwartungen herangehen. Hideyoshico wirft in ihrem Werk zwar Fragen zu Gender und Homosexualität auf, geht dabei aber nicht besonders in die Tiefe. Ein sozialkritisches Werk findet man hier also nur an der Oberfläche. Was sie schafft, ist vielmehr eine Romanze zwischen zwei Oberschülern, die durch Yashiros Drang Frauenkleider zu tragen, zueinanderfinden.
Um ihre Romanze zu erzählen, verwendet Hideyoshico wechselnde Perspektiven. So entdecken wir jeden der beiden Charaktere durch die Augen des anderen. Einerseits sehen wir durch Momoses Augen einen Yashiro, der in der Klasse ganz normal aussieht und ziemlich gut integriert ist, während wir durch Yashiro einen Momose beobachten, der finster aussieht, schwer zu verstehen ist und wenig spricht. Es scheint zunächst nichts zu geben, was die beiden Teenager verbindet außer Momoses Beobachtung.
Die Gefühle von Momose sind dabei von Beginn an klar. Als er Yashiros Interesse am Cross-Dressing entdeckt, denkt er nicht an Spott oder Ekel. Er macht sich dennoch viele Gedanken, wieso Yashiro sich so anzieht. Seine Gefühle stellt er dabei aber nie in Frage: Er hat sich auf den ersten Blick verliebt. Und als Yashiro ihn zu fragen, warum, antwortet er ohne mit der Wimper zu zögern: “Weil du hübsch bist”.
Während Momose seine Gefühle schnell klar sind, sind die Dinge für Yashiro nicht so und er ist noch auf der Suche nach sich selbst und seinen Gefühlen. Er lehnt die Liebe von Momose ab, wenn er keine Frauenkleider trägt. Er findet ihn sogar beängstigend und fühlt sich unwohl, dass Momose ihn immer zu beobachtet und in seiner Nähe ist. Sobald er allerdings Frauenkleider trägt, scheint Yashiro wie verwandelt und kann Momose nur schwer widerstehen. Die Mangaka spielt mit der Ambivalenz der Gefühle. Yashiro kam durch Zufall zum Cross-Dressing, ist seitdem aber von weiblicher Kleidung fasziniert. Seine Sexualität stellt er aber nicht in Frage. Er hält sich nicht für homosexuell, bis er auf Momose stößt, der seine Welt ins Wanken bringt. Auch kann er seine Freude an Frauenkleider nicht komplett akzeptieren. Auch wenn er in Frauenkleidung sein Haus verlässt, tut er es in einer abgelegenen Gegend, in der er hofft, auf niemanden aus der Schule zu treffen. Er hat Angst vor den Blicken der Leute, weil er das Gefühl hat, dass sein Verhalten abweichend von der Norm ist.
Die Geschichte wird von Hideyoshico behutsam erzählt und es geht viel darum, wie die beiden Protagonisten sich gegenseitig beobachten, miteinander agieren und sich entdecken. Die Blicke und Gesten, die manchmal unausgesprochen bleiben, aber viel Bedeutung in der jeweiligen Szenerie einnehmen. Darüber hinaus arbeitet die Mangaka viel mit Blickwinkeln und Bewegungen, die in den Panels flüssig wiedergegeben werden.
Ihr Zeichenstil besteht aus schlanken Linien und geht in das Skizzenhafte. Die Illustrationen haben eine gewisse Leichtigkeit und insgesamt ist der Stil eher minimalistisch gehalten. Die Hintergründe sind meist einfach, es finden sich aber durchaus auch detaillierte Panels in dem Einzelband. Besonderer Aufmerksamkeit gilt den Kleidern von Yashiro, die oft recht aufwendig und mit viel Liebe zum Detail gezeichnet werden.
Einziges Manko an dem Einzelband ist die erste größere erotische Szene, in der Momose Yashiro zu sehr in die Enge drängt, auch wenn dieser ihm mehrmals zu verstehen gibt, dass er Angst hat und nicht möchte. Momose lässt später zwar von Yashiro. Eine richtige Aufarbeitung der Geschehnisse findet im Anschluss aber leider nicht statt und es wird sehr oberflächlich abgehandelt. Hier hätte man sich auf jeden Fall mehr Raum in der späteren Handlung gewünscht.
Egmont Manga bringt den Band im gängigen Taschenbuchformat heraus. Als Extra gibt es eine Farbseite zum Auftakt der Geschichte.
Fazit
Warte auf mich in Udagawa ist ein Einzelband, der gefühlvoll über die Liebe zwischen zwei Schülern erzählt. Die Gefühle der beiden Charaktere und vor allem die Zerrissenheit von Yashiro werden gut rübergebracht und auch das Paneling der Mangaka kann überzeugen. Etwas schade ist die Handhabung einer Szene, die später in der Handlung nicht mehr groß aufgegriffen wird und dem Titel viel nimmt, mit denen er sich von andern Boys-Love-Werken hätte absetzen können.
Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Egmont Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!