10th – Drei Freunde, eine Liebe war einer der Titel, bei denen ich nach Bekanntgabe bei Hayabusa die größten Erwartungen hatte. Die Beschreibung klang genau nach dem, was mich begeistern kann und so habe ich der Veröffentlichung von Band 1 entgegengefiebert.
Mangaka Yuko Inari brachte den Titel zunächst im Self-Publishing heraus, ehe Square Enix auf den Titel aufmerksam wurde und er einen Platz im Webmagazin Gangan Online fand, in welchem unter anderem auch Titel wie Barakamon und Shojo-Mangaka Nozaki-kun erscheinen. Im Taschenbuch-Format umfasst 10th insgesamt drei Bände.
Story&Zeichnungen: Yuko Inari | Originaltitel: 10th | Zielgruppe: Shonen| Genre: Drama, Slice-of-Life | Verlag: Hayabusa | Preis: 8,00€ | Mehr Informationen & Leseprobe
Wie war’s?
Shota Takeuchi, ein schwerer Asthmatiker, erleidet eines Tages vor dem Sportunterricht einen Anfall. Ihm kommt Klassenkamerad Yohei Matsuki zur Hilfe. Matsuki denkt, dass Takeuchi wieder krank sein könnte, und bietet an, den Lehrer zu holen.
Da Takeuchi andere nicht belasten möchte, lehnt er das Angebot ab. Matsuki lässt sich so leicht aber nicht abschütteln und bringt Takeuchi ins Krankenzimmer der Schule. Während er Takeuchi auf seinen Rücken trägt, versichert er diesem, dass es völlig in Ordnung sei in solchen Momenten Hilfe anzufordern. Die Geste prägt sich in Takeuchis Kopf ein und ist der Beginn einer tiefen Freundschaft zwischen den beiden Jungen.
Haruko Umezawa ist Takeuchis Kindheitsfreundin. Wie Matsuki zeigt sie große Sorge um Takeuchi. Als dieser in der Schule einen erneuten Anfall erleidet, ist Umezawa dankbar für Matsukis rechtzeitige Hilfe, da sie es nicht mehr alleine schafft, ihn auf die Krankenstation zu bringen. Über die Zeit verliebt sie sich in Matsuki, was an Takeuchi nicht vorbeigeht. Es stellt sich heraus, dass auch er Gefühle für Matsuki hat. Auf der Abschlussfeier der Juniorhigh erklärt er seine Kindheitsfreundin zur Rivalin.
Die drei gehen auf dieselbe Highschool, auf der sie im ersten Jahr vor neuen Bekanntschaften und Herausforderungen stehen.
Dreiecksgeschichten im Manga sind nicht wirklich neu, insbesondere im Romance-Genre wird man schnell fündig, wenn es um diese Thematik geht. Yuko Inari liefert mit ihrem Titel 10th aber einen gefühlvolleren, natürlicheren Ansatz. Im ersten Band ihrer dreibändigen Reihe geht es zwar durchaus auch um die erste Liebe, im Fokus aber stehen Freundschaft und zwischenmenschliche Beziehungen.
Den ersten Band nutzt die Mangaka vor allem dazu, den Leser*innen die einzelnen Charaktere nahezubringen, die sie wundervoll mehrdimensional darstellt. Insbesondere Takeuchi und Umezawa wirken menschlich und real. Sie haben ihre guten Seiten, aber auch ihre schlechten und werden so keinesfalls als die sympathischen Charaktere dargestellt, die man sofort ins Herz schließt.
Erzählt wird dabei aus der Sicht von Takeuchi und Umezawa. Einblicke in Matsukis Gedankenwelt hingegen gibt es bisher noch nicht. Durch den äußeren Blick seiner Freunde erfahren wir aber auch über seine Persönlichkeit bereits einiges, wenn auch bei ihm vor allem seine positiven Seiten hervorgehoben werden.
Matsuki ist anders als Takeuchi um Umezawa jemand, der die Leute um sich herum in seinen Bann zieht. Er ist immer fröhlich, hilfsbereit und offen, wodurch er schnell Anschluss findet.
Takeuchi seinerseits hat sich vor allem durch seine Krankheit von der Außenwelt abgekapselt. Dadurch, dass er nie wirklich an Schulaktivitäten teilnehmen konnte sowie den Großteil eines Schuljahres verpasste und von zu Hause gelernt hat, fehlen ihm die sozialen Kontakte und viele seiner Mitschüler*innen nehmen ihn überhaupt nicht wahr. Erst als Matsuki für ihn Interesse zeigt, verlässt er langsam seine Höhle und knüpft eine wirkliche Freundschaft, wenn auch er sein altes Verhaltensmuster noch nicht komplett abstreifen kann, wie sich in diesem Band zeigt, als er nach langer Fehlzeit in die Klasse zurückkehrt.
Die Freundschaft zu Umezawa nimmt er nicht wirklich wahr und bis zur Juniorhigh ist diese von Oberflächlichkeit geprägt. Die Beziehung der beiden steht auf wackeligen Beinen, hat Risse, ehe sie durch Matsuki wieder gekittet wird. Umezawa kennt Takeuchi schon von klein auf, es scheint jedoch so, als wäre es vor allem ein Pflichtgefühl, was sie an ihn bindet. Eine Pflicht, an der sie langsam zu ersticken droht, ehe sie durch Matsuki Unterstützung bekommt, und spürt, dass da noch jemand an ihrer und Takeuchis Seite ist.
Ab der Highschool-Zeit führt die Mangaka zudem drei weitere Charaktere ein. Die laute, offene Aoi Samejima, die immer gute Noten schreibt. Kuranosuke Yuki, der Ölmalerei liebt und schnell hinter das Geheimnis von Umezawa und Takeuchi kommt sowie Tsubaki Ichijo, die als Schönheit gilt und die Teil eines Gerüchts um Matsuki wird.
Wenn auch sie keine richtig engen Bande zu den Hauptfiguren knüpfen, sind sie keineswegs ohne Bedeutung und spätestens im Bonuskapitel wird klar, dass auch sie etwas verbindet. Samejima, Yuki und Ichijo waren in ihrer Zeit auf der Juniorhigh unzertrennlich, bis eine unerfüllte Liebe und eine Abweisung die Freundschaft zerstörte. Sie sind somit eine Gegenüberstellung, welches Schicksal unseren drei Freunden drohen könnte, sollte einer den Weg gehen und dem anderen die Liebe gestehen.
Erzählerisch entscheidet sich Yuko Inari für einen episodischen Erzählstil, bei dem sie den Fokus auf Schlüsselelemente in der Story legt. Diese Episoden sind dabei noch einmal Kapiteln untergliedert, die ein festes Thema haben. Dadurch kann der Einstieg in die Story schwerfallen, da sie das Kennenlernen von Umezawa und Takeuchi mit Matsuki jeweils sehr kurz beschreibt und sich eine entscheidende Szene rauspickt. Sobald man in das eher ungewohnte Erzählschema einfindet, fällt es aber leicht, der Handlung zu folgen. Auch, weil die Kapitel danach mehr zusammenhängen.
Der Zeichenstil der Mangaka passt dabei perfekt zu der insgesamt eher ruhigen und melancholischen Serie. Yuko Inari besitzt einen klaren, kontrastreichen Stil, der leicht ins Skizzenhafte geht. Der Fokus liegt auf den Figuren sowie ihren Gesichtsausdrücken, wobei hier insbesondere der Augenpartie viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Rasterfolie kommt sowohl für Schattierung als auch für Texturen und Hintergründe zum Einsatz. Auch in einzelnen Sprechblasen sind Rasterfolienhintergründe anzutreffen. Inaris Panelsetzung ist flüssig und sie arbeitet bei ihren Zeichnungen mit verschiedenen Perspektiven, die das Artwork lebendig machen.
In der Ausstattung kommt der Manga im Taschenbuchformat mit Farbseite. In der 1. Auflage gibt es zudem eine Postkarte.
Fazit
10th – Drei Freunde, eine Liebe liefert im ersten Band einen gefühlvollen und authentischen Auftakt, der durch eine ruhige Erzählweise überzeugen kann. Yuko Inari gibt sich viel Mühe, die Thematik von allen Seiten zu beleuchten, und bietet mehrdimensionale Figuren, die menschlich wirken. Schwierig könnte zum Einstieg der episodische Erzählstil sein, an den man sich aber über den Band schnell gewöhnt.
Zu empfehlen ist der Band Fans von ruhigeren Drama-Geschichten mit Tiefgang.