[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
In Japan erscheint der Manga unter dem Originaltitel Platanus No Mi seit 2020 im Seinen-Magazin Big Comic Spirits. In diesem renommierten Magazin sind auch andere bekannte Werke wie “20th Century Boys” oder “Asadora!” von Naoki Urasawa zu finden. Toshiya Higashimoto ist der Autor dieser Serie und es ist seine erste Veröffentlichung auf dem deutschen Markt. In Japan hat der Mangaka bereits einige andere Serien veröffentlicht.
Die Reihe befindet sich in ihrem Ursprungsland in den finalen Zügen und wird insgesamt zehn Bände umfassen. Anzumerken ist, dass Panini den Preis zu den vorherigen Bänden um einen Euro angehoben hat. Statt zehn Euro kostet ein Band nun elf Euro.
Text & Zeichnungen: Toshiya Higashimoto| Originaltitel: Platanus no Mi | Zielgruppe: Seinen | Genre: Slice of Life, Drama| Übersetzung: Alexandra Klepper| Verlag: Panini | Preis: 11,00 € (Band 1&2: 10,00€)| Großformat | mehr Informationen bei Panini
Wie war’s?
Mako praktiziert nun als Kinderarzt in Hokkaido, in der von seinem Vater neu eröffneten Klinik. Dort ist er unter anderem der behandelnde Arzt der jungen Tomorin, einer jungen Pianistin und einem YouTube-Star. Neben der Angst, die durch ihre Leukämieerkrankung und die bevorstehende Behandlung verursacht wird, lebt der Teenager auch in einer konfliktreichen Beziehung zu ihrem Vater. Ihr Vater hat eine traditionellere Einstellung zum Klavierspielen und sieht es nicht gerne, wenn seine Tochter leichtbekleidet auf den Titelseiten von Magazinen erscheint.
Diese Situation bringt Mako dazu, über die Beziehung zu seinem Vater nachzudenken, dem er immer noch die Schuld für sein früheres Verhalten gibt. Daher gibt er dem Mädchen diesbezüglich Ratschläge und nutzt die Gelegenheit, um sie auch auf sich selbst anzuwenden.
Doch diesem Zeitpunkt taucht Makos älterer Bruder Hideki in Kitahiroshima auf. Er ist ein brillanter Kinderchirurg, der seit einigen Jahren im Ausland praktiziert. Dr. Suzukake Senior hatte ihm einen Brief geschickt, indem er ihn über die Eröffnung seiner neuen Klinik und seinen Wunsch, dass er dort mitpraktiziert, informierte. Nur scheint Hideki zwar genauso talentiert zu sein wie sein jüngerer Bruder, aber er hat offensichtlich nicht dieselbe Einstellung zur Medizin und zum Arzt-Patienten-Verhältnis wie dieser. Wird die Familie Suzukake, die nun wieder vereint ist, in der Lage sein, reibungslos zusammenzuarbeiten?
Toshiya Higashimoto hat ein Händchen für die Inszenierung und auch im dritten Band der Reihe weiß der Mangaka mit einer runden Handlung zu überzeugen. Im Vordergrund stehen die Geschichten der Patienten und ihrer jeweiligen Angehörigen. Hierbei fällt auf, dass diesen Storys anders als im ersten Band mehr Raum gegeben wird. Die Geschichte rund um Tomorin scheint uns von nun an dauerhaft zu begleiten und daneben wird nur ein weiterer “Fall” eingeführt.
Higashimoto schafft es, die Emotionen der Angehörigen und Patienten gut einzufangen. Der Eltern oder Großeltern, die ihr Bestes geben, um ihre Kinder in einer schnelllebigen Gesellschaft zu erziehen, und die sich dann schuldig fühlen, wenn diese krank werden und sie dem nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt haben.
Und obwohl diese Patientengeschichten das Herzstück des Werks bilden, entwickelt sich Makos eigene Geschichte im Hintergrund weiter und gewinnt an Bedeutung, ohne dabei die anderen individuellen Patientenschicksale zu überdecken. Mako hat inzwischen seine Stelle in Tokio endgültig aufgegeben und arbeitet Vollzeit in der Kinderklinik von Kitahiroshima. Er ist engagiert in seiner Rolle als Bezugsarzt für Tomorin und ihre Probleme mit ihrem Vater bringen ihn dazu, auch über seine eigene Beziehung zu seinem Vater nachzudenken. Doch gerade als er glaubt, dass sich die Dinge bessern, taucht sein älterer Bruder auf und Mako zweifelt an seinen Absichten.
Mit dem Auftreten von Hideki, dem Bruder des Protagonisten, gewinnt die Handlung um die Familie von Mako an Komplexität. Die beiden Brüder sind zwar beide sehr gute Kinderärzte, aber ihre Sicht der Dinge ist sehr unterschiedlich. Hideki ist den Patienten und ihren Angehörigen gegenüber viel kühler und beschäftigt sich nur mit deren medizinischer Geschichte, während Mako sich persönlich involviert. Durch die Gegenüberstellung von Makos Offenheit und Hidekis kalter Ehrlichkeit, entwickelt sich ein großes Konflikpotential, welches sicherlich in den kommenden Bänden noch aufgegriffen werden dürfte.
Visuell präsentiert der Manga einen einfachen und klaren Stil, der sowohl im Charakterdesign als auch in den Hintergründen zum Ausdruck kommt. Toshiya Higashimoto schafft eine atmosphärische Tiefe in seinem Werk und lässt seine Figuren oft vor allem durch ihre Mimik sprechen. Der Titel lässt sich flüssig lesen, und Mangaka Higashimoto zeigt durch interessante Perspektiven oft eine gelungene filmische Erzählweise. Die einzelnen Panels werden größtenteils durch Rahmenlinien abgeschlossen, was dem Lesefluss zusätzliche Struktur verleiht.
Panini veröffentlicht den Manga in einem Großformat. Der Weißheitsgrad des Papiers ist zwar geringer, bietet aber eine schöne Festigkeit und sorgt dafür, dass der Druck nicht durchscheint.
Fazit
Ich bin inzwischen ein echter Fan von diesem Manga geworden. Der Mangaka schafft es, uns in Mitten von medizinischen Begrifflichkeiten einen Titel zu liefern, in dem die menschlichen Beziehungen im Mittelpunkt stehen. In einem ruhigen, aber dennoch mitreißenden Erzählstil weiß der Manga zu fesseln. Auch der persönliche Handlungsstrang von Protagonist Mako hält Spannung bereit, so dass man den Folgeband mit Freude erwartet.
Weitere rezensierte Bände der Serie
Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Panini Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!
