Die Klingen der Wächter ist eine Reihe, die mich inzwischen bereits seit den Anfängen des Blogs begleitet. Autor und Zeichner der Reihe ist Xu Xianzhe, der 1984 im autonomen Bezirk Yanbian in der nordostchinesischen Provinz Jilin geboren wurde und Angehöriger der koreanischen Minderheit ist.
Die Klingen der Wächter ist sein erster Manhua, der seit Juli 2015 erscheint. In China sind zum derzeitigen Zeitpunkt zehn Sammelbände veröffentlicht worden.
Seit August 2020 wirkt Xu Xianzhe zudem an dem Manhua Assassin’s Creed: Dynasty mit, welcher in Zusammenarbeit mit Ubisoft entsteht. Xianzhe wurde aufgrund seiner Vertrautheit mit dem Schreiben von Geschichten, die während der Tang-Dynastie spielen, ausgewählt. Die Reihe erscheint im deutschsprachigen Raum bei Tokoypop.
Eine Umsetzung als Animationsserie ist derzeit in Planung und soll aller voraussicht im Jahr 2023 erscheinen.
Story&Zeichnungen: Xu Xianzhe | Originaltitel: Biao Ren | Genre: Action, Fantasy, Historisch| Verlag: Chinabooks | Preis: 14,90€ | Mehr Informationen & Leseprobe
Wie war’s?
Daoma hat weiterhin den Auftrag, den Revolutionär Zhishilang zu beschützen und zu seinem Ziel nach Chang’an zu geleiten. Um ihn herum hat sich inzwischen eine Gruppe aus verschiedenen Figuren gebildet, denn schnell haben sie erkannt, dass sie in der Wüste gemeinsam mehr Chancen haben.
Einfach ist der Weg aber trotz alledem nicht und der Reisegruppe sind verschiedenste Widersacher auf den Fersen und auch Zhishilang traut Daoma nicht gänzlich über den Weg. Die Gruppe haben eine ihrer Zwischenstationen erreicht und treffen in einer Höhle auf den letzten Nachkommen der Sippe der Yuchi und Wächter des legendären Schwertes “Bingzi Jiaolin”, der jahrelang daran garbeitet hat, das Schwer zu reparieren.
Die Verfolger Ditting und Kuizhi treffen ihrerseits auf die gefesselte Strafpatrouille.
Obwohl seit dem letzten Release bei Chinabooks bereits einige Monate vergangen sind, findet man recht gut wieder in die Lektüre hinein und nach wenigen Seiten hat man die vorherigen Geschehnisse zumindest in ihren Grundzügen wieder vor Augen. Bei der Fortsetzung blicken wir zunächst in der Zeit zurück und erfahren mehr über die Geschichte des legendären Schwertes, welches wohl eine große Rolle in der Rebellion einnehmen dürfte, aber auch darüber, inwieweit auch Daomas Vergangenheit mit den Unruhen im Land zusammenhängen.
Der Yuchi-Klan steht im Mittelpunkt der Erklärungen und die Machtergreifung des Sui-Kaisers Yangdi wird der Leserschaft nähergebracht. Hier ist herauszuheben, dass man auch ohne große Kenntnisse der chinesischen Historie gut folgen kann.
Auch wenn in der Höhe kurze Actionsequenzen geboten werden, so konzentriert sich die Action in den vorliegenden Bänden vorwiegend auf die Geschehnisse außerhalb der Höhle, denn auch die anderen Figuren wurden vom Künstler Xu Xianzhe keinesfalls vergessen.
Ihre Verfolger Diting und Kuizhi, die über außergewöhnliche Stärke und wenig Mitgefühl verfügen, sind der Gruppe um Daoma auf den Fersen. Heimlicher Held dieser Sequenzen ist ohne Zweifel der kleinen Stotterer, der über sich hinauswächst und für sich und seine Kameraden einsteht. Eine Stelle, an der man auch wieder spürt, mit wie viel Sorgfalt und Zeit der Autor in seine Figuren steckt. In wenigen Seiten wird die Figur mit Tiefe ausgestattet und man fühlt als Leser*in mit seinem Schicksal mit.
Ein Wiedersehen gibt es auch mit bereits bekannten Figuren. Ayuya erhält einen Auftritt und wir verfolgen, wie sie sich religiös geprägten Söldnern anschließt. Auch Pei Xingyan tritt wieder in Erscheinung, der sich von seinem Onkel Pei Shiju zu distanzieren und fortan seinen eigenen Weg zu gehen möchte. Ein Weg, der ihn geradewegs zu einer anderen Figur führt, die noch eine große Rolle spielen könnte.
Die letzten Abschnitte dürften es deutlich machen: Die Klingen der Wächter jongliert inzwischen doch mit einer großen Gruppe an Figuren. Auch wenn alle Figuren durchaus interessant sind und mit guter Tiefe ausgestattet so fragt man sich doch, welchen Zweck sie am Ende für die Handlung erfüllen werden. Zudem heißt es dadurch, beim Lesen immer konzentriert zu bleiben.
Das Charakterdesign von Xu Xianzhe wirkt sehr reif und realistisch. Dabei gleicht keine Figur der anderen und selbst Nebenfiguren werden mit Merkmalen ausgestattet, die es den Leser*innen leicht machen, diese zu unterscheiden. Er wendet eine Schraffuren-Technik mit kräftigen und harten Linien an, die seinen Zeichnungen viel Tiefe geben. Das harte, kontrastreiche Bild passt dabei perfekt zur Geschichte. Die Zeichnungen sind gewohnt filmisch, die Kämpfe sehr blutig. Insbesondere die großen Panels und Doppelsplash-Seiten sind voller Detailreichtum und entwickeln so eine starke Eigendynamik, die dem Kampfgeschehen noch einmal zusätzliche Tiefe geben.
Chinabooks veröffentlicht den Band im Großformat mit festem, weißem Papier und Klappbroschur. Leider ist in einem meiner Bände die Schrift auf einigen wenigen Seiten ein wenig verschmiert, was zum ersten Mal auftritt, aber durchaus verkraftbar ist, da man dennoch alles lesen kann.
Fazit
Auch in dem siebten und achten Band von Die Klingen der Wächter bekommt die Leserschaft eine Mischung aus Politik und packender Action geliefert, die insbesondere mit imposanten Bildern überzeugen kann.
Wer nicht zu versteift ist, dass alles in seinem Regal auch ein Manga sein muss und sich auch für Comics aus anderen Ländern begeistern kann, wird seine Freude an dem Erstling von Xu Xianzhe finden.
Weitere Rezensionen zu der Reihe
Band 1-3 | Band 4 & 5 | Band 6
Bei dem Band handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Chinabooks zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!