Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Gipfel der Götter - Manga Rezension

Gipfel der Götter

Obwohl ich inzwischen einige Titel von Jiro Taniguchi in meiner Sammlung und einige weitere in der städtischen Bibliothek gelesen habe, so habe ich doch einige Jahre gebraucht, bis auch “Gipfel der Götter” den Weg in meine Sammlung fand.

Ich hatte die Reihe in der Bibliothek angefangen, für gut befunden, da es die übrigen Bände dort aber nicht gab, aufgrund anderer Prioritäten erst nicht weiterverfolgt. Nachdem mir die Reihe aber nie aus dem Kopf ging, ist es dann vor einigen Wochen endlich passiert und ich habe mir die Bände gekauft.

Die Mangaserie von Autors Baku Yumemakura und Zeichner Taniguchi erschien in Japan in Einzelkapiteln ab Dezember 2000 im Manga-Magazin Business Jump des Verlags. Die Kapitel wurden später in fünf Sammelbänden veröffentlicht. Auf dem deutschen Markt erschien die Reihe von 2007 an bei Schreiber & Leser.

Eine Verfilmung des Mangas wurde im Jahr 2021 als französisch-luxemburgischer Animationsfilm veröffentlicht. Die Premiere fand im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2021 statt.

trennliniene 1 Manga

Text: Baku Yumemakura | Zeichnungen: Jiro Taniguchi | Originaltitel: Kamigami no Itadaki | Übersetzung: Tsuwame und Resel Rebiersch| Genre: Drama, Abenteuer | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Schreiber & Leser | Preis: 16,95€ |In fünf Bänden abgeschlossen | mehr Informationen auf der Verlagsseite

trennliniene 1 Manga

Wie war’s?

Seit der historischen Erstbesteigung im Jahr 1953 übt der Mount Everest nicht nur eine dauerhafte Faszination auf die Menschen aus, sondern dient auch als Symbol für die Ambivalenz des Alpinismus. Während bis 1963 nur wenige Bergsteiger den Gipfel erreichten, haben kommerzielle Expeditionen seitdem Tausenden den Weg dorthin ermöglicht. Dabei ist der Respekt vor dem Berg und der Natur oft verloren gegangen.

Und so ist “Gipfel der Götter” wie ein Ausflug in eine Welt, in der der Mount Everest noch nahezu unberührt war.

1924 wagten George Mallory und Andrew Irvine den Aufstieg zum Mount Everest mit dem Ziel, als erste Menschen den Gipfel zu erreichen. Doch bei ihrem Vorhaben verschwanden die beiden Männer spurlos und wurden nie wieder gesehen. Bis heute ist unklar, ob sie den Gipfel erreichten oder nicht. Fast sieben Jahrzehnte später stößt Makoto Fukamachi, ein japanischer Fotograf, der an einer gescheiterten Everest-Expedition teilgenommen hatte, in einem zwielichtigen Laden in Kathmandu auf eine Kamera, die jener ähnelt, die Mallory bei seinem letzten Aufstieg bei sich trug. Auf der Suche nach mehr Informationen über die Kamera trifft Fukamachi auf Yoshi Habu, einen zurückgezogen lebenden legendären japanischen Bergsteiger, von dem man lange nichts mehr gehört hatte. Was als Interesse an der Kamera beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Interesse an Habu selbst. Fukamachi fühlt sich verpflichtet, so viel wie möglich über Habu, seine Zeit in Nepal und seine Beziehung zur Kamera herauszufinden.

Baku Yumemakura verknüpft in “Gipfel der Götter” drei Handlungsstränge untrennbar miteinander: die Geschichte von George Mallorys und Andrew Irvines Besteigung des Mount Everest und ihrem Verschwinden, die Geschichte von Yoshi Habus Streben, der größte Bergsteiger zu werden, nicht nur des Ruhmes wegen, sondern auch aus eigenem Antrieb, und die Geschichte von Makoto Fukamachi, der versucht, seine eigenen Gefühle über das Bergsteigen und das Leben zu entwirren, indem er die Geheimnisse der anderen zu ergründen sucht.

Yumemakura lässt die Erzählung sich allmählich entfalten, während Fukamachi zunächst der Geschichte der verlorenen Kamera und Habu folgt. Durch Fukamachis Nachforschungen erhalten wir in Rückblenden Einblicke in die Geschichte der Besteigung des Mount Everest, um den Kontext und die Bedeutung der Kamera zu verstehen. Schließlich führt Fukamachi eine fesselnde persönliche Untersuchung darüber durch, wie der hochbegabte, aber notorisch menschenscheue Habu zu einem erstklassigen Bergsteiger wurde und schließlich in Kathmandu landete. Durch seine hartnäckige Verfolgung von Habu wird Fukamachi mit seiner eigenen intensiven Suche konfrontiert, die Bergsteiger, über die er schreibt, zu verstehen, und findet sich bald auf der Suche nach seiner eigenen Identität wieder.

Der “Gipfel der Götter” kann meiner Meinung nach auf zwei Arten interpretiert werden. Man kann es als fesselnde Abenteuergeschichte sehen oder als Metapher für den menschlichen Kampf gegen scheinbar unüberwindbare Hindernisse. Bergsteigen erfordert enorme physische und mentale Stärke, und das Leben kann ebenso herausfordernd sein.

Der Manga zeichnet sich vor allem durch seine beeindruckenden Klettersequenzen aus, die sich so realistisch anfühlen wie echte Bergerlebnisse. Dank Taniguchis Kunst erwacht die majestätische Natur zum Leben und jeder Zentimeter des Berges scheint gefährlicher als der vorherige. Seine Zeichnungen sind von atemberaubender Schönheit und Präzision, die oft an Fotorealismus grenzen. Die Bilder sind voller Details und lassen uns ganz in diese faszinierende Welt eintauchen. Taniguchis Panoramen sind weit und schön und zeigen die Kleinheit des Menschen im Vergleich zur überwältigenden Natur. Seine Bilder fangen die Kraft, Brutalität und Unberechenbarkeit der Natur ebenso ein wie ihre faszinierende Anziehungskraft.

Der Realismus erstreckt sich auch auf die Darstellung der Bergsteiger- und Kletterausrüstung. Taniguchi legt großen Wert auf Genauigkeit und Details, die dem Leser ein authentisches Erlebnis vermitteln. Besonders die Sequenzen der Besteigung des Mount Everest im letzten Teil der Geschichte sind spektakulär und fesseln den Leser bis zum Schluss.

Die Serie wird von Schreiber & Leser in gewohnter Qualität veröffentlicht. Sie bietet hochwertiges Papier und eine Klappbroschur. Im Gegensatz zu früheren Taniguchi-Veröffentlichungen von Carlsen Manga wird der Titel zudem in der originalen japanischen Leserichtung präsentiert, was einen weiteren Pluspunkt darstellt.

Fazit

Mit “Gipfel der Götter” findet das ältere Manga-Publikum einen Titel, der es in sich hat. Die Geschichte ist spannend und weiß durch die atemberaubenden Zeichnungen von Jiro Taniguchi zu fesseln, egal ob man sich für das Bergsteigen interessiert oder nicht.

Für mich ist die Serie schnell zu einer meiner Lieblingsveröffentlichungen von Taniguchi geworden und ich würde sie auch für Einsteiger oder Leute, die sonst wenig oder gar nichts mit Mangas zu tun haben, empfehlen.

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent mit Real Cookie Banner