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Anhänger der chinesischen Science-Fiction-Szene und Fans der neuen Netflix-Serie 3 Body Problem dürften zweifellos mit dem Namen Cixin Liu vertraut sein, dessen gleichnamige Kurzgeschichte als Inspirationsquelle für den Manga diente. Persönlich habe ich jedoch gemischte Gefühle in Bezug auf diese Verbindung, insbesondere nachdem ich mich intensiver mit den politischen Ansichten des Autors auseinandergesetzt habe. Die Manga-Adaption, betreut von der “Future Affairs Administration”, einer Gruppe von Science-Fiction-Autoren mit dem Ziel, China als führende Kraft im globalen Science-Fiction-Genre zu etablieren, wirft ebenfalls kritische Fragen auf.
Die Umsetzung des Mangas erfolgte durch Jun Yokoyama unter dem Namen “Kamisama no Kaigogakari” vom Juni 2022 bis zum Januar 2023 in der Comic Hu. Bekannteste Veröffentlichung in dem Magazin ist die Manga-Adaption von “Elden Ring”.
Story: Namen Cixin Liu | Zeichnungen: Jun Yokoyama | Originaltitel: Kamisama no Kaigogakari | Genre: Science-Fiction| Verlag: Yen Press | Aktueller Preis bei Walt’s: 16,50 (Stand:04.04.2024)| Der Manga bei Walt’s Comic Shop
Wie war’s?
Trotz meiner Vorbehalte gegenüber bestimmten Hintergründen ist es unbestreitbar, dass “Taking Care of God” eine faszinierende Reflexion über eine Vielzahl gesellschaftlicher Themen bietet, die sich hervorragend für eine Manga-Adaption eignen. Diese Geschichte ist keine gewöhnliche Erzählung über eine Alien-Invasion: Die Außerirdischen kommen nicht, um die Erde zu plündern oder zu zerstören, sondern um Hilfe zu bitten.
Zhihan, eine lebhafte Zweitklässlerin, lebt mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter in einem kleinen Dorf, während ihr Vater weit entfernt arbeitet. Sie neigt zu impulsiven Handlungen, wie zum Beispiel als sie auf einen Baum über einem tiefen Abgrund klettert, um eine seltsame Puppe zu erreichen, und dabei in die Tiefe stürzt. Auf dem Grund der Schlucht begegnet sie einem fremden alten Mann, dem sie in ihrer Panik einen Stein an den Kopf wirft.
Als Zhihan nach Hause zurückkehrt, sieht sie im Fernsehen, wie überall im Land plötzlich alte Männer aus dem Nichts auftauchen. Es stellen sich Außerirdische heraus, die aber nicht in feindlicher Absicht gekommen sind. Sie behaupten, die Erde erschaffen zu haben. Mit den Regierungen der Welt wird ein Pakt geschlossen: Für ihre fortschrittliche Technologie wollen sie im Alter versorgt werden. Die “Götter” betrachten die Erde als ihren Alterssitz und erwarten, dass die Menschheit für sie sorgt. Zahlreiche Familien werden finanziell ermutigt, einen oder mehrere dieser Wesen bei sich aufzunehmen, und auch in Zhihans Familie zieht bald einer der Götter ein – zum Ärger ausgerechnet desjenigen, dem sie den Stein an den Kopf geworfen hat.
Weder Zhihan noch ihre gestresste, überarbeitete Mutter sind von dieser Aussicht begeistert, doch mit der Zeit lernen sie, ihren neuen Mitbewohner zu schätzen.
Hinter einer scheinbar harmlosen Geschichte über die kindliche Faszination einer Alien-Invasion werden die Herausforderungen einer Bevölkerung mit einem überwältigenden Anteil älterer Menschen thematisiert. Das Alter ist ein wiederkehrendes Thema in dieser Erzählung, sei es die kindliche Pflicht der jüngeren Generationen, die Älteren zu unterstützen, oder die Akzeptanz der Tatsache, dass alles einem natürlichen Alterungsprozess unterliegt. Die Götter sind sich dessen bewusst, sie erkennen, dass sie sich dem Ende ihres Lebens nähern, dass sie so lange gelebt haben, dass sie sich nicht mehr fortpflanzen und keine Familien mehr gründen können. Die Erschaffung der Erde war ein letzter Versuch, ihre Zukunft zu sichern.
Doch dann nimmt die Geschichte eine düstere Wendung, und die Menschheit wird zu einer Art bockigem Kind, das sich zwar das Wissen der alten Götter aneignet, ihre Anwesenheit aber nur so lange duldet, wie sie keine Unannehmlichkeiten bereitet. Auf diesen Teil der Handlung möchte ich aus Spoiler-Gründen nicht weiter eingehen.
Jun Yokoyama gelingt es, die Geschichte geschickt in einem Band zu erzählen. Obwohl das Ende relativ offenbleibt, wird dies geschickt als Stilmittel eingesetzt, um uns länger über das Gelesene nachdenken zu lassen. Yokoyama lockert die manchmal ernste Erzählung mit Humor auf und setzt diesen gekonnt ein, ohne dass er fehl am Platz wirkt.
Der Einzelband ist im Großformat bei Yen Press erschienen. Zu Beginn gibt es eine Farbseite, die jedoch keine Illustrationen zeigt.
Fazit
Der Manga “Taking Care of God” entfaltet hinter einer scheinbar simplen Alien-Invasion eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Herausforderungen einer Gesellschaft mit einem wachsenden Anteil älterer Menschen. Wer sich nicht für die Menschen hinter dem Projekt interessiert, findet eine durchaus nachdenklich stimmende Geschichte über den Umgang mit dem Alter.
Der Manga wurde mir freundlicherweise von Walt’s Comic Shop zur Verfügung gestellt. Die Kooperation hat wie immer keinerlei Einfluss auf meine Meinung zu dem Titel. Walt’s Comic Shop gehört zu den größten Online-Shops für US-Comics in Europa und ist in Berlin ansässig. Der Shop bietet eine breite Palette von Comics, Manga und Graphic Novels in englischer Sprache an.
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