Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Lone Wolf & Cub - Master Edition (Band 1) - Rezension

Lone Wolf & Cub – Master Edition (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Lone Wolf & Cub ist ein Manga, der vom japanischen Autor Kazuo Koike und dem Zeichner Goseki Kojima geschaffen wurde. Ein Duo, welches sich auch mit anderen Arbeiten einen Namen machen konnte.

Kozure Okami, wie der Manga im Original heißt, erschien in Japan von 1970 bis 1976 im Manga-Magazin Weekly Manga Action des Verlags Futabasha und wurde in 28 Sammelbänden mit jeweils mehr als 300 Seiten zusammengefasst.

Auf dem deutschen Markt erschien im Jahr 1989 ein Kapitel der Serie mit dem Titel Der Wolf und sein Junges in einer Ausgabe der Comic-Anthologie “Macao”. Damit gehört er tatsächlich mit zu den Ersten auf deutscher Sprache veröffentlichten Manga.

Es vergingen 16 Jahre, ehe der Carlsen Verlag auf die Reihe aufmerksam wurde. Aber auch hier gab es keine vollständige Edition. Von 1996 bis 1997 brachte der Verlag die Reihe unter dem Titel Okami in acht Bände heraus, ehe sie wegen geringer Verkaufszahlen eingestellt wurde. 2003 wagte Panini mit seinem Label Planet Manga den dritten Versuch und bracht bis zum Oktober 2009 die 28 Bände der Reihe heraus.

Die Edition war in den letzten Jahren verlagsvergriffen und nur über hohe Summen auf dem Gebrauchtmarkt zu bekommen. Umso erfreulicher ist es, dass Panini Manga sich erneut dem Titel zuwendet und eine hochwertige Neuauflage in zwölf Hardcover-Bänden spendiert.

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Text: Kazuo Koike | Zeichnungen: Goseki Kojima | Originaltitel: | Übersetzung: John Schmitt-Weigand | Verlag: Panini Manga | Demografische Zielgruppe: Seinen | Genre: Action, Historisch| Preis: 30,00€ | In zwölf Bänden abgeschlossen | Mehr Informationen und Leseprobe

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Wie war’s?

In diesem 700 Seiten starken ersten Band treffen wir auf einen Vater und seinen Sohn. Itto Ogami ist der loyale Scharfrichter des Shoguns, bis er des Verrats beschuldigt und seine Familie ermordet wird. Auf seiner Suche nach Rache wird Itto zu Japans tödlichstem Attentäter. Itto, der als Lone Wolf and Cub bekannt ist, setzt bei seinen Morden oft seinen kleinen Sohn Daigoro ein. Manchmal benutzt er das Kind als Köder, manchmal als Ablenkung und manchmal sogar als Schutzschild. Itto hat einen Kinderwagen mit vielen versteckten Waffen gebaut und verkauft seine Dienste als Söldner und Auftragskiller. Seine Geschicklichkeit und sein Ruf eilen ihm voraus.

Itto ist ein intelligenter Mann, der im Umgang mit Waffen sehr begabt ist. Im Laufe der Serie entdeckt der Leser, dass er mit mehreren Waffen gleichermaßen gut umgehen kann. Er ist aufmerksam und kann viele Dinge über die Menschen, denen er begegnet, allein durch einen Blick auf sie herausfinden. Seine Strategien sind oft kompliziert und selbst wenn er in Schwierigkeiten zu sein scheint, gelingt es ihm immer wieder, die Situation zu seinem Vorteil zu wenden.

Natürlich ist seine Schwertkunst eine große Hilfe, aber Itto zeichnet sich auch durch seine Intelligenz und die Hilfe seines Sohnes aus, der trotz seines Alters nicht zögert, ihm bei seinen Tricks zu helfen. Die Autoren spielen mit seiner Frühreife, als wolle er die Tatsache unterstreichen, dass er der Sohn eines der größten Samurai der Edo-Zeit ist.

Um die Figuren, ihre Geschichte und die Welt vorzustellen, führen uns die Autoren durch eine Reihe von fast unabhängigen Episoden, die das Vater-Sohn-Gespann in ihrem seltsamen Alltag zeigen. Jede Geschichte handelt von einem Auftrag, den der Ronin erhalten hat, und zeigt dem Leser die verschiedenen Strategien, die der Charakter entwickelt, um seine Ziele zu erreichen.

Itto ist kalt und unerbittlich, wenn es ums Töten geht, aber er erweist sich als ein sehr liebevoller Vater für seinen Sohn. Der Autor zeigt oft die kriegerische Macht des Vaters und seine eher philosophischen Gedanken, aber auch die Liebe, die er für seinen Sohn empfindet, und wie er sich auf seine Weise um ihn kümmert.

Trotz des episodischen Charakters ist Kazuo Koikes Schreibstil fein ziseliert und abwechslungsreich genug, um nicht in Eintönigkeit oder Wiederholungen zu verfallen. Koike hat viel über die Kultur, Gesellschaft und Geschichte der Tokugawa-Region recherchiert. Selbst die Samurai waren, obwohl sie sehr privilegiert waren, Diener der herrschenden Klasse. Und ein Diener, so erfahren wir im Buch, kann, egal wie wertvoll er ist, weggeworfen und missachtet werden, wenn es seinem Herrn gefällt oder er es für nötig hält.

Die Geschichte ist gut umgesetzt, mit einem Wechsel von ruhigen Szenen und nervenaufreibenden und sehr gut inszenierten Kampfszenen. Aber was wirklich glänzt, sind die Dialoge. Durch sie bekommt man ein echtes Gefühl für die Persönlichkeit und den Charakter der Figuren. Koike verwendet nur dort Worte, wo es nötig ist. Vieles wird eher gezeigt als gesagt. Und das macht das, was gesagt wird, so viel kraftvoller.

Die Zeichnungen sind gut gealtert und die Serie liest sich angenehm. Die Zeichnungen sind sehr detailliert, und das zu einer Zeit, in der Rasterzeichnungen kaum verwendet wurden. Die Schatten werden daher durch ein Spiel mit mehr oder weniger engen Schraffuren dargestellt, die den verschiedenen Szenen ihr ganzes Relief verleihen.

Kojimas Bildgestaltung kann an manchen Stellen geradezu filmisch sein, wenn die Dynamik von Bewegung abgebildet wird. Seine Figuren sind keine hübschen Jungen und Mädchen, sondern Menschen aus dem wirklichen Leben.

Panini Manga veröffentlicht das Werk in einem hochwertigen Hardcover. Der Schutzumschlag ist aus dickem und gefaltetem Papier hergestellt und passt zu dem geschichtlichen Flair des Werkes. Aber auch der Band selbst ist schön verarbeitet. Der Band wurde mit einem Reliefdruck in einem Grünton versehen, der gut zum schwarzen Einband passt. Im Inneren ist der Einband mit einer ebenfalls in Grün gehaltene Zeichnung versehen und man erhält ein Lesezeichenband in derselben Farbe. Ein gelungenes Extra, da es sich durch den episodischen Stil und die Dicke anbietet, den Band in Etappen zu lesen.

Fazit

Die Neuauflage von Lone Wolf & Cub ermöglicht die Wiederentdeckung eines der wichtigsten Werke des Samurai-Mangas. Die Serie dokumentiert hervorragend das Japan der Edo-Zeit und begeistert trotz des Alters durch beeindruckende Bilder.

Mit 30 bzw. 32 Euro ab Band 2 schlägt der Manga zwar mit einem höheren Preis zu Buche, liefert dafür aber auch einen 700 Seiten starken Band, dessen Design mit viel Liebe zum Detail hergestellt wurde.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Panini Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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