Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

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Sensor

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Nachdem man lange Jahre nichts von Junij Ito auf dem deutschen Markt kaufen konnte, ist der Horror-Manga inzwischen Dauergast im Programm von Carlsen Manga. 2019 legte Carlsen Manga Uzumaki in einem Hardcover-Sammelband erneut auf und ließ anschließend weitere Ito-Werke folgen. Sensor ist da jüngste Werk in dieser Hardcover-Reihe.

Ito begann mit dem Schreiben und Zeichnen von Manga als Hobby, während er als Zahntechniker arbeitete. Im Jahr 1987 reichte er eine Kurzgeschichte bei Gekkan Halloween ein. Diese Geschichte wurde später als Tomie serialisiert und war der Startschuss zu einer erfolgreichen Karriere. Sein Hauptwerk besteht aus Kurzgeschichten und Oneshots. Werke die über zwei Bände gehen sind hingegen eher die Ausnahme.

Seit 1999 sind mehrere seiner Mangas als Realfilme umgesetzt worden. Unter dem Titel Travelogue of the Succubus erschien Sensor 2018 in Japan.

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Story&Zeichnungen: Junji Ito | Originaltitel: Travelogue of the Succubus | Genre: Horror | Übersetzung: Jens Ossa | Verlag: Carlsen Manga | Preis: 18,00€ | Mehr Informationen

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Wie war’s?

Sensor folgt dem Reporter Wataru Tsuchiyado, der versucht, die Wahrheit hinter dem mysteriösen Dorf Kiyokami und der noch mysteriöseren Kyoko Byakuya herauszufinden. Kyoko ist die einzige Überlebende eines Vulkanausbruchs, der Kiyokami dezimiert hat, und verschiedene Personen glauben, dass sie der Schlüssel zur Aufdeckung der Wahrheit ist.

Obwohl es sich bei Sensor um eines der Werke handelt, welches eine zusammenhängende Geschichte erzählt und sich nur mit einem Thema befasst, so fühlt es sich beim Lesen doch schon fast wie ein Kurzgeschichten-Band an. Die greifen zwar die übergreifende Geschichte immer wieder auf, doch man hat das Gefühl, dass einige Elemente untergehen. Es bleiben viele Fragen offen, auch wenn die Haupthandlung ein anständiges, aber etwas abruptes Ende bekommt. Wenn man Junji Itos Mini-Essay über die Geschichte am Ende des Buches liest, erwähnt er, dass er keinen konkreten Plan hatte und die Charaktere zu tun schienen, was sie wollten, und so fühlt es sich definitiv am Anfang auch an.

Natürlich sind viele, wenn nicht alle Werke von Ito voller verworrener Handlungsstränge mit exzentrischen Charakteren. Nicht alles ergibt für den Leser einen Sinn, und die Geschichten lassen ihn oft ratlos zurück. Aber dieselben Geschichten ziehen den Leser auch gleichzeitig in ihren Bann, fesseln ihn, schockieren ihn und geben ihm Rätsel auf.

Dennoch scheint bei Sensor etwas zu fehlen, was einen den ganzen Band über an der Stange hält.

Was die Charaktere angeht, so sind Kyoko und Wataru schon fast typische Ito-Progragonisten. Keiner der beiden Charaktere wird tiefgründig ausgearbeitet, was definitiv eine der größten Schwächen des Werkes ist. Kyoko ist die fliehende übernatürliche Schönheit. Wie die anderen weiblichen Hauptfiguren in Itos Werken hat Kyoko kaum eine Persönlichkeit oder Geschichte und dient hauptsächlich als Katalysator für diese seltsamen Ereignisse, dennoch scheint sie im Vergleich zu anderen Ito-Frauen blass.

Wataru Tsuchyado, ein Reporter, der in Kyoko verliebt ist und selbst in das ganze Chaos verwickelt wird, dient ebenfalls eigentlich nur als ein Werkzeug. Wataru erfüllt seine Rolle als Point-of-View-Charakter, mit dem die Leser das seltsame Mysterium des Mangas erkunden können. Ansonsten bleibt auch er relativ oberflächlich.

Junji Ito ist ein Meister, wenn es darum geht, einige der unheimlichsten und verstörenden Bilder in Horror-Manga zu erschaffen. Das Artwork ist zwar schwarz-weiß, das verhindert aber nicht die Übermittlungen einer breiten Palette von Stimmungen und einer besonderen Ästhetik. Neben regulärer Rasterfolie greift Ito auch auf den Gebrauch von einem Linienmuster zurück, um Textur in seine Zeichnungen zu bringen.

In Sensor geht das vor allem im Kapitel “Die Käfer von Bishagaura” auf. Hier spürt man den üblichen Ito-Horror. Im restlichen Werk von Sensor kommt indes das Gefühl auf, dass ihm die Abbildung von kosmischem Horror nicht so zu liegen scheint. Gruselige Panel mit ekligen Elementen findet man dort eigentlich selten, was den Band etwas blass erscheinen lässt.

Carlsen Manga bringt den Band in einem Hardcover-Großformat. Designtechnisch wählt der Verlag Farben und Elemente wie in den bisherigen Hardcover-Veröffentlichungen Itos, so dass ein stimmiges Bild im Regal entsteht. Die Innenseiten des Umschlags sind mit Illustrationen des Mangaka farbig gestaltet. Darüber hinaus wurde ein festeres Papier verwendet, welches den Band auch innen hochwertig erscheinen lässt.

Fazit

Ito und ich sind nicht immer kompatibel. Es gibt Werke von ihm, die finde ich großartig, andere langweilen mich eher. Sensor gehört leider zur letzteren Sorte. Ich kam nicht wirklich in den Band hinein und hatte einfach das Gefühl, dass auch Ito selbst eigentlich nicht so richtig weiß, was er erzählen möchte.

Definitiv nicht das beste Ito-Werk in meiner Sammlung.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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