[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Der Manga “Migi & Dali” von der verstorbenen Nami Sano ist eine Mischung aus Thriller, Mystery und schwarzem Humor. Bereits bekannt durch “Who is Sakamoto?”, zeigt Sano erneut ihr Talent für markante Figuren. “Migi & Dali” erschien zwischen 2017 und 2021 in Japan und umfasst insgesamt sieben Bände. Die Serie wurde kürzlich mit einer Anime-Adaption umgesetzt, die kurz nach dem Tod der Autorin veröffentlicht wurde.
Die Lizenz für die Manga-Umsetzung liegt auf dem deutschsprachigen Markt bei Carlsen-Manga.

Text & Zeichnungen: Nami Sano | Originaltitel: Migi to Dali | Übersetzung: Lasse Christian Christiansen | Genre: Comedy, Mystery| Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Carlsen Manga | Preis: 7,50€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite

Wie war’s?
Die Geschichte beginnt mit einer düsteren, fast märchenhaften Szene: Zwei Zwillingsbrüder, Migi und Dali, stehen auf einer Klippe und blicken auf das luxuriöse Wohnviertel von Origina, eine wohlhabende Siedlung nahe Kobe. Später wird der 13-jährige Waisenjunge Hitori von einem älteren Ehepaar adoptiert. Was die Sonoyamas jedoch nicht ahnen: Hinter Hitori verbirgt sich ein Geheimnis. Er ist in Wahrheit nicht eine, sondern zwei Personen. Die Brüder Migi und Dali wechseln sich ab, um als eine einzige Person zu erscheinen, während sie ihre eigene Mission verfolgen.
Während der erste Band langsam die Geheimnisse enthüllt, wird klar, dass die beiden Brüder nicht ohne Grund in dieses Haus gekommen sind. Ihre Beweggründe bleiben zunächst im Dunkeln, doch ihr Verhalten deutet auf eine tiefsitzende Motivation hin. Was ist ihr Ziel? Haben sie eigene Absichten, die über das bloße Überleben hinausgehen? Die zunehmende Spannung und das Spiel mit Identitäten treiben die Geschichte geschickt voran.
Ein großer Pluspunkt von “Migi & Dali” ist das außergewöhnliche Setting und die spannende Atmosphäre. Die Geschichte verbindet eine fast absurde Komik mit subtilem Horror, was für eine einzigartige Spannung sorgt. Die beiden Brüder sind geschickt darin, sich unauffällig zu verhalten, aber ihre seltsamen Bewegungen und ihr übernatürliches Geschick sorgen für skurrile und zugleich unheimliche Szenen.
Der Zeichenstil von Nami Sano ist klassisch und erinnert an ältere Serien. Ihre detaillierten Hintergründe, insbesondere das Haus der Sonoyamas, tragen zur immersiven Atmosphäre bei. Die Charaktere sind ausdrucksstark gezeichnet, und besonders die grotesken Gesichtsausdrücke der Zwillinge verstärken die unheimliche Wirkung. Sano versteht es meisterhaft, durch Mimik und Körpersprache subtile Hinweise auf die wahre Natur der Charaktere zu geben, was den Manga noch intensiver macht.
Trotz der vielen Stärken gibt es einige Aspekte, die möglicherweise nicht jedem Leser zusagen. So kann der überzeichnete Humor in bestimmten Momenten die düstere Atmosphäre aufbrechen und damit die Wirkung einiger dramatischer Szenen abschwächen. Auch die Charakterzeichnung der Adoptiveltern ist stellenweise etwas zu naiv geraten. Sie bemerken viele Ungereimtheiten in Hitoris Verhalten nicht oder ignorieren sie bereitwillig. Dadurch entsteht stellenweise eine gewisse Unlogik, die zwar zur skurrilen Stimmung beiträgt, aber die Glaubwürdigkeit der Geschichte ein wenig mindert.
Von Carlsen Manga wird der Band im handelsüblichen Taschenbuch-Format herausgegeben. Es gibt eine leichte Cover-Veredlung, mit der die Typografie des Titels herausgehoben wird. Farbseiten oder Extras liegen hingegen nicht bei.
Fazit
“Migi & Dali” ist ein ungewöhnlicher Manga, mit einer Mischung aus Mystery, Humor und düsterer Atmosphäre. Die Geschichte hält den Leser durchgehend in Spannung, auch wenn die Handlung gelegentlich skurril anmutet. Wer sich auf diesen einzigartigen Stil einlässt, wird mit einer intelligenten Mystery-Geschichte belohnt, der viele Fragen aufwirft und Lust auf mehr macht.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!