Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Mononogatari (Band 1) - Manga Review

Mononogatari (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Ich würde lügen, wenn ich euch an dieser Stelle nicht erzählen würde, dass ich eine Schwäche für Yokai- oder ähnlicher Geschichten habe, die sich rund um mystische Wesen oder japanische Folklore drehen. Und so zog dann auch der erste Band von “Mononogatari – Die Wächter der Artefaktgeister” ein.

In Japan begann die Reihe von Mangaka Onigunsou ihre Magazin-Veröffentlichung im April 2014 und erschien bis zur letzten Ausgabe des Magazins in in Shueishas Manga-Magazin Miracle Jump. Die Serie zog anschließend in die Ultra Jump um, wo sie vom 19. Januar 2016 bis zum 19. Juni 2023 fortgesetzt wurde.

Die Reihe wird insgesamt 16 Bänden umfassen. Darüber hinaus gibt es eine Anime-Adaption, bei der derzeit die zweite Staffel angelaufen ist.

trennliniene 1 Manga

Text & Zeichnungen: Onigunsou | Originaltitel: Mononogatari | Übersetzung: Cheyenne Dreißigacker | Genre: Action, Fantasy| Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Manga Cult | Preis: 10,00€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite

trennliniene 1 Manga

Wie war’s?

Wenn Geister in die menschliche Welt hinüberwechseln, kann etwas Magisches geschehen: Sie ergreifen Besitz von alten Gegenständen und nehmen eine physische Form an, werden zu sogenannten Tsukumogami. Diese geheimnisvollen Wesen können sanftmütig sein, doch auch Gewalt kann in ihnen schlummern. Deshalb hilft der Saenome-Clan, sie in die Geisterwelt zurückzuschicken, um Zerstörung zu vermeiden.

Kunato Hyoma ist eines der Clanmitglieder, dessen Aufgabe es ist, sich um Tsukumogami zu kümmern, wenn sie in diese Welt hinüberwechseln. Doch er hat eine schwere Last zu tragen, denn er hat als Mittelschüler seinen älteren Bruder und seine Schwester durch einen abtrünnigen Tsukumogami verloren. Diese Tragödie hat in ihm eine Haltung des “Erst versiegeln, dann Fragen stellen” geprägt, aus Furcht vor weiteren Verlusten.

Aus Angst, dass Hyomas forscher Zorn im Umgang mit diesen Geistern zu einer Katastrophe führen könnte, schickt ihn sein Großvater schließlich nach Kyoto zu Nagatsuki Botan, einer ungewöhnlichen jungen Frau, die mit den Tsukumogami wie eine Familie lebt. Hier soll Hyoma lernen, wie man auch anders mit den Wesen umgehen kann, doch in dem Moment, in dem Hyoma in ihrem Haus ankommt, macht er sofort klar, dass er allen Tsukumogami misstraut und glaubt, dass sie ihre Meisterin nur für ihre Zwecke benutzen. So steht das Zusammenleben von der ersten Sekunde auf einem wackeligen Gerüst …

“Mononogatari” präsentiert einen ersten Band, der nicht sofort das volle Bild der Reihe offenbart. Für Leserinnen und Leser, die viele Shonen-Action-Titel in dieser Richtung kennen, mag es schwer sein, sofort etwas völlig Neues zu erkennen. Dennoch macht die Reihe keine schwerwiegenden Fehler im Auftaktband. Er ermöglicht uns vor allem, die Welt und ihre Charaktere genauer kennenzulernen.

Der Auftakt etabliert die tragische Vorgeschichte des Protagonisten und sein Misstrauen gegenüber Tsukomogami, bevor er ihn in eine Umgebung einfügt, was ihm vermutlich helfen wird, seine Probleme zu überwinden. Es gibt ein paar einfache Erklärungen darüber, dass Hyomas Familie Exorzisten sind und wie Tsukumogami in diesem Universum funktionieren, um das Publikum auf den neuesten Stand zu bringen.

Mangaka Onigunsou zeigt uns die Gründe hinter Hyomas Abneigung gegenüber den Tsukumogami. Sein Hass ist tief verwurzelt und er vertritt die Ansicht, dass alle Tsukumogami sofort gewaltsam in ihre eigene Welt verbannt werden sollten, ohne Kompromisse. Seine Vorurteile sind das Ergebnis schmerzhafter persönlicher Erfahrungen. Der gewaltsame Tod seiner Geschwister hat ihn zutiefst geprägt. Dennoch glaubt Hyoma, dass seine Handlungen auf Logik basieren und nicht von Emotionen getrieben sind. Er ist sich bewusst, dass Tsukumogami in den meisten Fällen friedlich zurückgeschickt werden können, dass sie oft gar nicht beabsichtigt haben, in unsere Welt einzudringen, und dass sie sehnsüchtig nach Hause zurückkehren wollen. Dennoch ist er überzeugt, dass das Risiko zu groß ist und dass alle Tsukumogami von Anfang an als potenzielle Gewalttäter behandelt werden sollten. Er argumentiert, dass seine Vorgehensweise den Tod seiner Geschwister verhindert hätte.

Die Schuldgefühle haben sein rationales Denken verzerrt und ihn auf den Pfad der gewalttätigen Rache geführt. Trotz jahrelangen Bemühens vonseiten seines Großvaters, der ihn persönlich unterrichtete, blieben die Fortschritte aus. Der Großvater erkennt jedoch, dass persönliche Erfahrungen die Wurzel des Problems sind. Er setzt seine Hoffnungen darauf, dass gegensätzliche persönliche Erfahrungen, nämlich das Zusammenleben und Arbeiten mit nicht bösartigen Tsukumogami, den entscheidenden Unterschied bewirken können.

Diese Annahme erweist sich im ersten Band als nicht völlig verkehrt. Obwohl Hyomas tiefer Hass weiterhin besteht, erkennen wir, dass er auf andere Weise beginnt, mit den Tsukumogami zu kommunizieren und ein Verständnis für sie zu entwickeln scheint. Dies geschieht jedoch unter einem gewissen Zwang, der sich aus einem Ultimatum ergibt, das er von seiner neuen Bleibe bekommt, um seine Stellung im Clan zu wahren.

Durch vereinzelte Kämpfe bekommen wir zudem einen Eindruck davon, welches Kräfte in ihm schlummern und wie hart er seit dem Zwischenfall mit seinen Geschwistern trainiert hat.

In vereinzelten Kämpfen sehen wir auch, welche Kräfte in ihm schlummern und wie hart er seit dem tragischen Zwischenfall mit seinen Geschwistern trainiert hat. Der Fokus im ersten Band liegt eindeutig auf der Entwicklung von Hyomas Geschichte, wobei auch andere Charaktere eingeführt werden. Wir erfahren mehr über die Tsukumogami in Hyomas neuer Umgebung und über seine Gastgeberin, die fast im gleichen Alter ist wie er selbst. Obwohl ihr direkter Kontakt bisher begrenzt ist, lässt sich erahnen, dass hinter Nagatsuki Botan mehr steckt, als es auf den ersten Blick scheint, und dass sie einer möglichen Gefahr ausgesetzt sein könnte. Dies legt den Grundstein für die Entwicklung in der Geschichte.

Onigunsous Illustrationen sind sauber und weisen scharfe Kontraste auf. Die Charaktergestaltung ist äußerst vielfältig, wodurch man die einzelnen Figuren aufgrund ihrer einzigartigen Merkmale leicht voneinander unterscheiden kann. Die Hintergründe werden sparsam eingesetzt. Die Panelgestaltung ist überwiegend geradlinig, jedoch kann sie in Actionszenen durchaus an Dynamik gewinnen, wodurch die Bewegung und Hektik der Szenerien lebendig wirken.

Manga Cult bringt die Reihe in seinem üblichen Großformat heraus. Als Extra können sich Fans über eine Farbseite freuen, die den Band eröffnet.

Fazit

Ein abschließendes Fazit für “Mononogatari” ist nicht einfach. Die Optik ist handwerklich einwandfrei und die Handlung baut sich langsam auf. Doch der Auftakt sticht in der Masse von ähnlichen Geschichten noch nicht besonders hervor, weshalb es abzuwarten bleibt, in welche Bewegung sich “Mononogatari” letztendlich bewegen wird.

In der Summe hat mich der erste Band aber neugierig auf mehr gemacht und ich werde die Reihe zunächst weiterverfolgen.

trennliniene 1 Manga

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Manga Cult zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent mit Real Cookie Banner