[Anzeige: Kooperation mit Walt’s Comic Shop ]
“Planeta” war ein Titel, der mir auf Walt’s Comic Shop durch das Cover bereits ins Auge fiel, wo ich aber noch gezögert hatte. Als eine Bloggerin ihn auf Instagram vorgestellt hatte, war ich aber sofort neugierig und bei der nächsten Bestellung musste der Einzelband in meinen Korb wandern.
Planeta stammt von der spanischen Künstlerin Ana Oncina und wurde in Spanien im Oktober 2023 veröffentlicht. Auf dem US-Markt ist es die zweite Reihe der Künstlerin, die bei Tokyopop erscheint. Zuvor hat der Verlag bereits Just Friends.

Story&Zeichnungen: Ana Oncina | Originaltitel: Planeta | Genre: Girls Love, Science-Fiction| Verlag: Tokyopop US | Aktueller Preis bei Walt’s: 14,95€ (Stand: 30.04.2025)| Der Manga bei Walt’s Comic Shop

Wie war’s?
Die Protagonistin Valentina lebt in einer Waldhütte, abgeschieden mit ihrer Hündin Sopa und ihrer Keramikwerkstatt. Doch Nacht für Nacht träumt sie von einem anderen Leben. In einer fernen Zukunft lebt sie auf dem Planeten Nébulon, in einer scheinbar perfekten, digital gesteuerten Gesellschaft, in der jeder Mensch seinen „perfekten“ Partner algorithmisch zugewiesen bekommt. Hier lebt sie mit An3, einer idealen Partnerin, in einem gläsernen Kuppelhaus. Es ist eine Beziehung, die von außen perfekt wirkt, aber von innen langsam Risse bekommt.
Valentina beginnt, sich in diesen Träumen lebendiger zu fühlen als im sogenannten echten Leben. Oder ist es umgekehrt? Wenn beide Welten echte Gefühle auslösen, welche davon ist dann die „wahre“? Diese zentrale Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Werk und bleibt letztlich bewusst offen. Oncina spielt mit den Erwartungen der Lesenden, ohne sie zu frustrieren. Statt einer klaren Antwort schenkt sie uns eine Erfahrung, eine Einladung zum Mitfühlen und Nachdenken.
“Planeta” ist keine typische Science-Fiction-Geschichte, auch wenn sie sich futuristischer Elemente bedient. Vielmehr nutzt Oncina das Genre als Bühne für eine tiefere Auseinandersetzung mit Themen wie emotionaler Entfremdung, vorgegebenen Lebensmodellen und der Frage, was es bedeutet, wirklich zu leben oder wirklich zu lieben. Die Beziehung zwischen Valentina und Ane steht dabei im Mittelpunkt. Sie ist subtil, feinfühlig und niemals plakativ. Es ist eine zarte, queere Liebesgeschichte, die sich nicht über große Dramen, sondern über Nuancen, Blicke und stille Zweifel entfaltet.
Ein zentrales erzählerisches Mittel in “Planeta” ist die Farbgebung. Oncina nutzt bewusst unterschiedliche Farbpaletten, um die jeweiligen Welten zu unterscheiden: warme, erdige Töne für die ländliche Realität, kalte, monochrome Farben für die dystopische Zukunft und verspielte Magentatöne für die virtuelle Realität. Die Welt in der Hütte schafft durch sanfte Ocker-, Braun- und Grüntöne eine Atmosphäre von Geborgenheit, Nostalgie und innerem Frieden. Die Texturen sind weich, die Details liebevoll. Man spürt beinahe die Wärme des Tees und die Rauheit des Tons in Valentinas Händen.
Nébulon, die Zukunftsgesellschaft, ist dagegen in kühlen Farbtönen gehalten. Vor allem Türkis und helles Blau dominieren. Diese Palette strahlt eine sterile Künstlichkeit aus, die zwar futuristisch wirkt, aber gleichzeitig seelenlos erscheint. Die Umgebung ist oft leer, minimalistisch, fast schon klinisch. Diese bewusste Reduktion verstärkt das Gefühl emotionaler Isolation trotz der „Perfektion“ des Systems. Die Räume der virtuellen Realität wiederum, eine Art Freizeitwelt innerhalb der Dystopie, sind in leuchtenden Rosa- und Magentatönen gehalten. Diese Farben vermitteln zunächst eine spielerische Leichtigkeit, fast wie ein Freizeitpark, wirken aber bei genauerem Hinsehen beinahe unheimlich: zu süß, zu perfekt, zu glatt. Durch diese kontrastierende Farbgebung gelingt Oncina etwas Besonderes. Der Übergang zwischen den Welten wird nicht nur visuell klar, sondern auch emotional spürbar. Farbe wird zur Stimmung, zur Sprache der inneren Welt der Protagonistin, ein visuelles Echo ihres Seelenzustands. Besonders eindrucksvoll ist das Finale, in dem sich die Farbpaletten beginnen zu vermischen – ein Moment, der sowohl erzählerisch als auch visuell tief berührt.
Der Zeichenstil erinnert in seiner Sanftheit und Klarheit an Werke wie die von Katie O’Neill („Tea Dragon Society“), wirkt aber nie kindlich. Im Gegenteil: Die Reduktion im Stil bringt die Emotionen der Figuren umso deutlicher zur Geltung. Mimik, Gestik und Leerräume sprechen oft lauter als Worte.
Auch strukturell wagt Oncina viel. Die Handlung ist bewusst mehrdeutig. Die beiden Handlungsstränge fließen ineinander, ohne eindeutige Auflösung. Diese Ambivalenz ist gewollt. „Planeta“ ist kein Comic, der alles erklärt, sondern einer, der zum Nachdenken einlädt. Trotz der thematischen Komplexität ist „Planeta“ nie überladen. Oncina gelingt die schwierige Balance zwischen leiser Poesie und erzählerischer Klarheit. Ihre Panels sind oft ruhig, fast meditativ, eine Einladung, innezuhalten. Gleichzeitig entwickelt die Geschichte einen subtilen Sog, der einen von Seite zu Seite treibt, getrieben von der dringenden Frage: Was ist real? Und was wünschen wir uns, dass real wäre?
Auch die Figuren sind klug konstruiert. Valentina ist keine Heldin im klassischen Sinn, sondern eine zutiefst menschliche Figur, die mit ihrem Gefühl der Fremdheit ringt. Ane, ihre große Liebe in beiden Welten, bleibt ambivalent, unterstützend und doch schwer zu fassen. Gerade diese Ambivalenz macht die Geschichte glaubwürdig und bewegend.
Von Tokyopop wird der Manga im Großformat und mit einem qualitativ hochwertigen Papier ausgestattet.
Fazit
“Planeta” ist eine Graphic Novel, die sich langsam entfaltet, aber lange nachhallt. Es ist ein Werk über das Menschsein in einer Welt, die immer weniger Raum für Zweifel lässt, über die Sehnsucht nach echter Verbindung in einer Zeit der perfekten Illusionen. Ob “Planeta” nun ein Traum ist oder die Realität, das bleibt offen. Aber die Emotionen, die es weckt, sind echt. Und genau das macht es so besonders.

Der Manga wurde mir freundlicherweise von Walt’s Comic Shop zur Verfügung gestellt. Die Kooperation hat wie immer keinerlei Einfluss auf meine Meinung zu dem Titel. Walt’s Comic Shop gehört zu den größten Online-Shops für US-Comics in Europa und ist in Berlin ansässig. Der Shop bietet eine breite Palette von Comics, Manga und Graphic Novels in englischer Sprache an.
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