[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Nach dem ersten Band von The Anthem of the Heart war ich zwiegespalten. Auf der einen Seite mochte ich es, wie in der Manga-Version ein anderer Ansatz gewählt wurde und zunächst in Einzelepisoden Charaktere vorgestellt wurden. Auf der anderen Seite aber halte ich den Ansatz vor allem dann schwierig, wenn man die Filmvorlage noch nicht kennt.
Der Manga The Anthem of the Heart adaptiert den gleichnamigen Film, der im September 2015 in Japan erschien und ein Jahr später durch peppermint in Deutschland lizenziert wurde.
Der Manga ist von Makoto Akui gezeichnet und erschien in der Ura Sunday, dem Online-Manga-Magazin des Verlags Shogakukan. Auf Deutsch wird der Titel von Egmont Manga veröffentlicht und erscheint vom Januar bis zum April 2021 monatlich. In der Summe wird die Reihe vier Bände umfassen.

Text: Chou Heiwa Busters| Zeichnungen: Makoto Akui| Originaltitel: Kokoro ga Sakebitagatterunda.| Verlag: Egmont Manga | Zielgruppe: Shonen | Genre: Romance, Drama | Preis: 7,00€ | In vier Bänden abgeschlossen | Weitere Informationen

Inhalt
Jun Naruse ist eine Plaudertasche, deren Leben von Märchen und Happy Ends geprägt ist. Als kleines Kind ist sie jedoch so naiv und vertrauensselig und ohne es zu wissen, zerstört sie mit ihren Worten die Familie, als sie die Affäre ihres Vaters aufdeckt. Naruse ist für ihr Leben gezeichnet, nachdem sie für die Scheidung ihrer Eltern verantwortlich gemacht wird. In all ihrer Verzweiflung begegnet sie einem verwunschenen Ei, welches sie mit einem Fluch belegt, der Sprechen unmöglich macht. Falls sie es jedoch versucht, bekommt sie dadurch starke Bauchschmerzen.
Selbst in der Highschool redet sie noch nicht. Obwohl sie nicht in der Lage ist, ihre Gedanken in Worte zu fassen, wird sie unerwartet ausgewählt, um zusammen mit drei anderen Schülern das Organisationskomitee für das Schulfest zu bilden.
Wie war’s?
Während der erste Band der Manga-Reihe eher wie eine Art Einführung daherkam und einen anderen Ansatz als der Film gewählt hatte, kommt im zweiten Band die Handlung ins Rollen und weicht nur geringfügig von seiner Vorlage ab.
Der Band setzt an der Stelle an, an welcher wir die Charaktere im ersten Band verlassen haben und der Klassenlehrer nominiert Jun Naruse, Takumi Sakagami, Natsuki Nito und Daiki Tasaki für das Organisationskomitee eines Schulfestes. Während Nito diese Nominierung ohne Gegenwehr über sich ergehen lässt, zeigt sich bei den anderen Mitgliedern größerer Frust. Die verschiedenen Charaktere scheinen nicht kompatibel. Naruse sieht sich nicht im Stande, Teil des Komitees zu sein, Tasaki will seine Verantwortung auf die anderen abwälzen und Takumi tritt sogar beim Lehrer selbst vor, um seine Zweifel offen zu verkünden. Als dieser ihm vorschlägt, ihn herauszunehmen, wenn er andere Schüler nominiert, weicht er jedoch wieder zurück.
Wie der Zufall es möchte, hört Naruse auf dem Weg zum Büro des Lehrers Takumi singen, was in dem schüchternen Mädchen Interesse weckt. Sie erzählt ihm ihre Geschichte mit der Bitte, ihre Worte in ein Lied zu formen, da sie hofft, dass der Fluch keinen Einfluss haben wird, wenn sie singt. Auch weckt sich der Wunsch in ihr, ein Musical aufzuführen, von dem es nun gilt, die anderen Mitglieder des Komitees zu überzeugen.
Während der erste Band durch seine Einzelepisoden vor allem für Einsteiger noch schwierig war, zeigt sich hier die Stärke des Storytellings deutlich mehr. Die Charaktere beginnen vielschichtiger zu werden und es wird sich Mühe gegeben, dass sowohl schlechte als auch gute Seiten gezeigt werden. Wie im realen Leben haben die Figuren viele Seiten und diese werden den Leser*innen in den verschiedenen Szenen gekonnt offengelegt.
Auch wird das Grundthema der Geschichte immer deutlicher: Die Macht der Worte und wie sie das Gegenüber verletzen können, ohne dass man es vielleicht beabsichtigt. Es gibt viele Szenen in diesem Band, die sich genau mit dieser Thematik beschäftigt. Ihren großen Höhepunkt findet sie zum Ende des Bandes, der mit einem Wutausbruch endet, nachdem Naruse mitanhört, wie jemand sich wünscht, eine der Figuren würde einfach verschwinden.
Im Manga kann es schwieriger sein, einige wichtige Merkmale des Films umzusetzen, und so wirken die Musikszenen im Vergleich blasser. Ansonsten aber kann der Manga ästhetisch auf einem ähnlichen Niveau agieren. Die Zeichnungen sind klar und deutlich, die Hintergründe dann detailliert, wenn es von Nöten ist. Die Emotionen werden gut rübergebracht und insbesondere Naruses Körpersprache wird gut dargestellt, da sie im Vergleich zu den anderen Charakteren wenig spricht. Gut umgesetzt ist auch die Sequenz, in der ihre, für das Musical geschriebene Geschichte, erzählt wird. Hier wird bewusst ein anderer Zeichenstil gewählt, wodurch sie dann tatsächlich wie eine kleine Geschichte in der Geschichte wirkt. Gut in Illustrationen gestaltet ist auch der Umstand, dass Naruse immer mehr beginnt, sich nach außen zu öffnen. So wird an entscheidender Stelle ein Ei gezeichnet, dessen Schale aufreißt.
Fazit
Sollte man sich bei Band eins noch unsicher gewesen sein, so lohnt es sich, auf jeden Fall dranzubleiben und auch den zweiten Band zu lesen. In diesem Band wird die Handlung deutlich klarer und die Figuren beginnen miteinander zu agieren und an Vielschichtigkeit zu gewinnen.
Im Gegensatz zum Film muss man auf das akustische Vergnügen verzichten, in der künstlerischen Umsetzung der Geschichte aber kann der Manga vollkommen mithalten.

Weitere rezensierte Bände der Serie

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Egmont Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!