Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Tokyo Revengers (Band 1) - Rezension

Tokyo Revengers (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Tokyo Revengers dürfte wohl der Anime-Hit des vergangenen Jahres sein und so ist es keine Überraschung, dass es die Mangavorlage inzwischen zu internationalem Erfolg gebracht hat. Seit April 2022 kommen auch die deutschen Fans in den Genuss des Titels.

Carlsen Manga hat sich die Lizenz für den deutschen Markt geschnappt und bringt die Serie auch angesichts der bisherigen Länge in Japan in einem Doppelband-Format. In Japan erscheint Tokyo Revengers seit März 2017 im Weekly Shonen Magazine von Kodansha. Darüber hinaus sind bislang 25 Sammelbände erschienen.

In der Reihe, die ihn populär gemacht hat, erzählt Ken Wakui von einem Milieu, in dem er sich fast ein Jahrzehnt lang aufgehalten hat. Als Teenager verbrachte der Mangaka selbst viel Zeit in Straßengangs.

Im Jahr 2004 nahm Wakui mit Shinjuku Swan am Weekly Young Magazine Newcomer Award teil, wo er eine lobende Erwähnung erhielt. Im darauffolgenden Jahr begann die Serie im Weekly Young Magazine, wo sie bis 2013 lief. Tokyo Revengers ist seine zweite längere Reihe.

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Story&Zeichnungen:  Ken Wakui  | Originaltitel:  Tokyo Revengers | Übersetzung: Martin Bachernegg | Genre: Action, Drama| Demografische Zielgruppe: Shonen | Verlag: Carlsen Manga | Preis: 10,00€ (Band 1 erscheint zum Einführungspreis von 8,00€) | Weitere Informationen zum Titel

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Wie war’s?

Im ersten Teil lernt die Leserschaft den Protagonisten Takemichi kennen, der in einer schäbigen Wohnung lebt, die er mit seinem ungeliebten Nebenjob bezahlt und der sich darüber beklagt, dass er mit 26 Jahren noch Jungfrau ist.

Eines Tages erfährt er aus den Nachrichten, dass Hinata, seine einzige Jugendliebe, gestorben ist. Sie war ein Kollateralschaden bei einer Abrechnung einer großen Gang, der Tokyo-Manji-Gang. Als er eines Tages fast von einem Zug überfahren wird, wird er zwölf Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt und findet sich als Mittelschüler in den frühen 2000er Jahren wieder. Er treibt sich mit seinen Freunden herum und flirtet mit Hinata. Takemichi will seine Chance nutzen, die Ereignisse zu beeinflussen, um ein verhängnisvolles Schicksal zu ändern.

Die Geschichte beginnt mit einem gewöhnlichen, desillusionierten jungen Erwachsenen, der durch ein Ereignis die Möglichkeit erhält, die Vergangenheit zu ändern, um seine damalige Freundin vor dem Tod zu retten, der sie mehr als ein Jahrzehnt später erwartet.

Ein gewissermaßen nicht neues Konzept, in dem es zudem schwierig ist, den Zeitreise-Ansatz für die Leserschaft glaubwürdig zu erklären. Ken Wakui geht diesen Erklärungen im ersten Band aus dem Weg. Es gibt keine wirkliche Beschreibung über das Konzept oder wieso es nur bei einer Figur funktioniert. In einem Interview berichtete der Mangaka hierzu einmal, dass das Zeitreise-Element daher geschaffen wurde, da er sich mit dem Verhalten der modernen Gangs nicht auskennen würde und die Handlung so in die Vergangenheit setzen konnte.

Ken Wakui bringt die Handlung in nur wenigen Seiten in Gang, was auch durch ein durchaus einfaches Konzept gelingt. Nach und nach führt der Mangaka in die Welt ein und etabliert neue Charaktere. Auch werden zusätzliche Informationen über Takemichis Zeitreisen gestreut. Während er zwischen den Jahren 2005 und 2017 jongliert, festigt der Mangaka die Motivation seines Protagonisten, dessen Rolle sich schnell nicht mehr nur auf die Rettung seiner Jugendfreundin beschränkt.

Während Takemichi versucht, Hinata zu retten, und dabei mehrmals in die Vergangenheit reist, knüpft er immer stärkere Bande mit der Gang. Er muss schnell feststellen, dass er beginnt, eine gewisse Zugehörigkeit zu spüren und sich nicht vorstellen kann, dass dieselben Menschen Jahre später seine Freundin töten werden. Er begibt sich in eine Welt voller Schlägereien zwischen Kleinkriminellen, Straßenkämpfen mit Wetten, gefährlichen und starken Schlägern sowie knallharten Hierarchien.

Wakui stellt in dem Doppelband eine Palette von Charakteren vor. Hier muss man bemerken, dass der Protagonist blass wirkt, insbesondere im Gegensatz zu den zentralen Figuren der Manji-Gang. Takemichi hat in seinem Leben nicht viel erreicht und spiegelt bislang den typischen Shonen-Helden wieder, der zwar schwach ist, aber versucht, mit seinem Willen dennoch seine Ziele zu erreichen. Auch seine Freundin Hinata erhält nur wenige Merkmale, die sie wirklich auszeichnen und man hat das Gefühl, sie rückt in der zweiten Hälfte des Bandes in den Hintergrund des Geschehens.

Ihnen gegenüber stehen die Anführer der Tokyo-Manji-Gang, Mikey und Draken. Zwei charismatische, gutaussehende Jungs, die neben ihrer Stärke und Entschlossenheit, auch über einen Wertekodex verfügen zu scheinen, wie eine der finalen Szenen offenbart. In einem speziellen Kapitel wird Drakens Kindheit und seine erste Begegnung mit Mikey dargestellt, wodurch die Leserschaft eine Idee davon bekommt, wie viel die beiden Figuren sich ergänzen.

Die Zeichnungen von Ken Wakui sind prägnant und verfügen trotz eines Shonen-Touches über genug Eigenständigkeit. Die Kampfszenen sind dynamisch umgesetzt und die Bewegungen sind spürbar. Seine Figuren haben alle markante Merkmale, wodurch man sie gut auseinanderhalten kann.

Positiv herauszuheben ist der Kommentar von Carlsen zu Beginn des Bandes, in Bezug auf das Manji-Zeichen, welches unter anderem in den Uniformen der Gang vorkommt. Der Verlag hat sich entschieden, dieses Zeichen nicht zu zensieren, sondern einen Kommentar hierzu vor jeden Band einzufügen, damit die Symbolik von der Leserschaft einzuordnen ist. Zusätzlich gibt der Verlag hier auch hilfreiche Hinweise darauf, wie man mit dem Zeichen in Fanarts und Cosplays umgehen kann.

Fazit

Tokyo Revengers bietet im ersten Band viele interessante Elemente und der Mangaka führt die Leserschaft in seine Welt und Charaktere ein.

Ich für meinen Teil muss an dieser Stelle aber sagen, dass ich aufgrund des großen Hypes sehr viel mehr von dem Titel erwartet hatte, was er mir (zumindest im ersten Sammelband) noch nicht liefern konnte. Bei einigen Elementen fehlt mir ein wenig die Logik im Geschehen und ich hatte mich schwergetan eine große Bindung zu den Figuren herzustellen, auch wenn diese abwechslungsreich gestaltet waren.

So blieb es bei einem soliden Auftakt, bei dem ich aber durchaus Interesse haben, zu erfahren, wie es weitergehen wird.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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