Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Night and Sea (Band 1) Rezension

Night and Sea (Band 1)

Im Frühjahrs-Programm von Kazé gibt es neuen Lesestoff für Girls-Love-Fans. Der Verlag hat den Titel Night and Sea von Mangaka Goumoto lizenziert. Für Goumoto ist es die erste Lizenzierung im deutschsprachigen Raum.

Erschienen ist die dreibändige Reihe in Japan unter dem Originaltitel Yoru to Umi vom März 2017 bis zum August 2021 in den Magazinen Comic Trail und Rabako vom Verlag Hobunsha.

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Text&Zeichnungen: Goumoto | Originaltitel: Yoru to Umi  | Übersetzung: Stefanie Probst| Verlag: KAZÉ Manga | Zielgruppe: Josei | Genre: Romance, Girls Love| Preis: 7,00€ |  Weitere Informationen

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Wie war’s?

Tsukiko Yano ist gerade an eine neue Schule gewechselt. Sie ist ebenso atemberaubend wie wortkarg, hat kaum soziale Beziehungen mit anderen und schließt sich niemandem an, bis sie eines Tages auf dem Nachhauseweg am Schwimmbad der Schule vorbeikommt. Dort trifft sie auf Aya Utsumi, eine Schülerin aus ihrer Klasse, die sie nie zuvor bemerkt hat und die damit beschäftigt ist, anmutig durch das Becken zu schwimmen. Fasziniert nähert sich Tsukiko ungewollt diesem freizügigen und taktlosen Mädchen und lernt es nach und nach kennen. Nach dieser Begegnung verändert sich Tsukikos Alltag, ohne dass sie sich dessen wirklich bewusst ist.

Das Erste, was die Leserschaft in den Bann zieht, wenn man den Band öffnet, sind die Zeichnungen. Goumoto unterstreicht mit ihren Illustrationen perfekt die Atmosphäre ihres Einzelbandes. Sie liefert einen sanften, ruhigen Stil mit vielen Rundungen und Schwüngen. Der Strich der Mangaka ist ausdrucksstark, fein, aber klar und von großer Schönheit.

Die Mangaka nutzt das Meer, die Fische und alles, was mit Wasser zu tun hat, um die Gefühle der Protagonistinnen zu verstärken. Als Tsukiko zum Beispiel Aya zum ersten Mal sieht, wird sie von einer Welle überrollt, die sie sprachlos macht. Goumoto Erzählung hat eine allegorische und poetische Seite. Sie nutzt eine Palette an Metaphern rund um das Wasser und Vampiren und bezieht sich damit auf die Bedeutung der Vornamen ihrer Figuren, aber auch ihr Wirken auf andere Figuren. Selbst die kleinsten Emotionen werden auf eine sehr introspektiven, in gewisser Weise fast mystische Art und Weise dargestellt.

Auf der Handlungsebene werden zwei Figuren vorgestellt, die über sehr unterschiedliche Charaktermerkmale verfügen. Die Mangaka bietet eine sanfte, nuancenreiche und vor allem poetische Lektüre. Die beiden Heldinnen Aya und Tsukiko sind Teenager, die anders sind als die sehr offenen Protagonistinnen, denen man oft begegnet.

Den beiden Mädchen fällt es schwer, zu kommunizieren, sich anderen zu öffnen oder gar aus sich herauszugehen. Ihr Kennenlernen und das Näherkommen verlaufen daher sehr ruhig und gemächlich. Sie sind oft passiv und abwartend. Man möchte sie aufrütteln, sie dazu bringen, miteinander zu reden und sich zu öffnen. Goumoto spielt viel mit Blicken, Berührungen, aber vor allem mit inneren Gefühlen, die schwer auszudrücken sind. Man muss beim Lesen sehr geduldig und aufmerksam sein, um alle kleinen Hinweise, die die Autorin streut, wirklich zu erfassen.

Die beiden Protagonistinnen sind unterschiedlich, ergänzen sich dadurch aber gut und schaffen es nach und nach, eine Beziehung zueinander aufzubauen. Sowohl Tsukiko als auch Aya sind Einzelgängerinnen und oft alleine, weshalb sie sich an eine neue Situation gewöhnen, in der ein Mensch an ihrer Seite ist, der ihnen auf irgendeine Weise etwas zu bedeuten scheint, auch wenn es noch nicht offensichtlich ist, in welchem Maße. Es geht um verschwommene Grenzen zwischen Freundschaft, Faszination und Liebe.

Kazé bringt den Titel in einem Taschenbuchformat heraus. Farbseiten gibt es keine, das Cover ist allerdings mit Spotlack aufgepeppt. Darüber hinaus gibt es in der 1. Auflage einen hochwertigen Artprint, der auf beiden Seiten bedruckt ist und der auf die im Manga verwendeten Metaphern Bezug nimmt.

Fazit

Mit Night and Sea kommt die Leserschaft in den Genuss eines sanften von poetischen Tönen durchzogen Girls Love-Manga. Gefallen an dem Titel dürfen Fans von ruhigen Romanzen finden. Leser*innen, die auf der Suche nach aufregenden Girls-Love-Titeln sind, dürften indes weniger Geschmack an der unaufgeregten Reihe von Mangaka Goumoto finden.

Ich für meinen Teil bin schon gespannt, was Band zwei der Kurzreihe zu bieten hat und wie sich die Beziehung zwischen den beiden Schülerinnen entwickeln wird.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von KAZÉ-Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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