Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

gesnackt27072022 Manga

Gesnackt: Englische Wochen, oder was?

Ganz schön lange her, seit dem letzten “Gesnackt”, was? Schon fast einen Monat. Das Leben kam dazwischen. Mal ein allgemeines Down, mal einfach Zeit mit Familie verbringen. Heute gibt es aber wieder ein paar Kurz-Rezensionen von mir, zu Titeln, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.

Beim Erstellen ist mir aufgefallen, dass es vor allem englische Titel sind, weshalb ich den Beitrag dann auch so genannt habe. Aber hey, mit Spirit of Wonder hat es auch ein deutscher Titel in die Gesnackt-Auswahl geschafft. Ein Titel, der schon ein paar Jahre auf den Buckel hat und so vielleicht übersehen wird.

Ansonsten war ich oft Opfer von Kodansha-Sales und habe für mich untypisch viel im Romance-Bereich gelesen. Unter anderem My Boy in Blue und Boss Wife fallen in dieses Schema. Dazu gab es eine spannende Cosplay-Reihe mit Complex Age. Im LGBTQ+-Bereich habe ich zudem den Kurzgeschichtenband To Strip the Flesh gelesen. Obendrauf gab es die Bände fünf und sechs von Kageki Shojo.

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Complex Age

Complex Age bei Kodansha| von Yui Sakuma| Sprache: Englisch | übersetzt von: Alethea & Athena Nibley| In sechs Bänden abgeschlossen | ca. 10,99€ (Preis variiert, da keine Preisbindung in den USA)

Complex Age - Manga

Dinge, die ich an meinem Hobby liebe: Wenn du über eine Reihe stolperst, die ich überrascht und dich mehr mitzieht, als du zunächst vermutest.

Teilzeitkraft Nagisa Kataura lebt wie eine durchschnittliche junge Frau – aber sie hat ein geheimes Leben. Wenn sie nicht gerade in ihrem Job sitzt, verbringt sie die meiste Zeit damit, sich in ihre Lieblingsanime- und -mangafiguren zu verwandeln. Aus Angst, für kindisch und nerdig gehalten zu werden, kämpft Nagisa darum, ihr Hobby geheim zu halten.

Complex Age nimmt sich dem Thema Cosplay auf ganz andere Weise an, als man es vielleicht von More than a Doll kennt. Hier geht es darum, wie man mit seinem Hobby umgeht, wenn man erwachsen wird. Ist man irgendwann zu alt für das Hobby und sollte sich auf andere Dinge im Leben konzentrieren? Wie reagiert man, wenn andere das Hobby, was einem so viel bedeutet, niedermachen? All diese Fragen beschäftigen Nagisa und auch ihre Freundinnen in ihrer Cosplay-Gruppe.

Auch wenn ich jetzt nicht in der Cosplay-Szene bin, fand ich alles Drumherum doch sehr authentisch erzählt, auch mit all den Schattenseiten. Die Botschaft, die der Titel mit sich brachte, lässt sich zudem auch auf andere Hobbys übertragen, denke ich. Oder wird es sogar tatsächlich in einigen Bänden.

Die Reihe ist mit sechs Bänden kurz, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlte. Es ist eine ruhigere, gefestigte Erzählung. Ohne große Überdramatisierung oder einem Fokus, der zu sehr auf Nebengenre geht. Complex Age zeigt Charaktere, die ihre Entscheidungen aus ihren eigenen Gründen treffen, und keine wird als “richtig” oder “falsch” dargestellt.

Dies ist wahrscheinlich einer der ehrlichsten und bodenständigsten Mangas, die ich seit langem gelesen habe und dafür habe ich eine Schwäche. Wenn man in einer Reihe einen gewissen Grad von Drama und Action braucht, klar, dann ist es vielleicht nicht gerade passend. Aber ansonsten: Go for it!

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My Boy in Blue

My Boy in Blue bei Kodansha| von Maki Miyoshi | Sprache: Englisch | übersetzt von: Benjamin Good| in 16 Bänden abgeschlossen | ca. 9,99€ (Preis variiert, da keine Preisbindung in den USA)

My Boy in Blue - Manga

Endlich habe ich mich dann auch mal hochgerafft und diesen Titel gelesen, von dem die ersten acht Bände schon länger auf dem Tablet schlummern. Was soll ich sagen, hätte ich es mal ruhig schon früher getan. Es ist keinesfalls das Highlight des Jahres, aber die Story hat mich gut unterhalten und ich hatte am Ende das Gefühl: Hey, den würdest du auch als Print kaufen. (Funfact: Einen Band habe ich inzwischen tatsächlich auf Französisch. Nur zum Anschauen.)

Highschool-Schülerin Kako verliebt sich bei einem Mixer, in dem sie vorgibt 22 zu sein, in einen jungen Mann. Am nächsten Tag stellt sie fest, dass er ein Polizist ist, der ganz in der Nähe ihres Hauses wohnt und arbeitet. Sie beschließt, eine Beziehung mit ihm einzugehen, aber er schmettert sie knallhart ab.

Well, wir wissen alle, was nun passieren wird. Natürlich hat sie ihn doch irgendwann an der Angel & es durch kompliziertes japanisches Gesetz (welches es seit April 22 aber nicht mehr gibt) kommt es sogar zu einem kuriosen Twist. Ich muss sagen, die Story ist nichts besonders, nichts super Ideenreiches, aber trotzdem mochte ich sie. Wenn ich auch zugegeb muss, es hat zwei/drei Bände gebraucht, bis ich eingetaucht bin.

Ich mochte, dass man relativ gut mit dem Age-Gap umging (den ich persönlich nicht so groß fand. Endlich ist Typ auch mal so alt, wie ich ihn schätze) und fand auch die Charaktere angenehm. Kako ist nicht das innovativste Girl auf dem Planeten, aber auch nicht nervig naiv. Sie kann für sich einstehen, ist nicht dauernd Damsel in Distress. Der männliche Hauptcharakter war mir erst zu flach, bekam aber später eine gute Backstory, die auch sein Handeln in den ersten Bänden verständlicher macht.

Natürlich habe ich mein Herz aber an B-Boy verloren. Der, der eigentlich einfach nur zu spät kam. Auch hier muss ich sagen, ich finde seine Backstory gut ausgearbeitet und sie passt zu seinem Handeln. Ich mochte die Dynamik zwischen Kako und ihm ziemlich gerne.

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Boss Wife, Band 1-4

Boss Wife bei Kodansha| von Mayu Sakurai | Sprache: Englisch| übersetzt von: Lance Hardy| ca. 9,99€ (Preis variiert, da keine Preisbindung in den USA)

bosswife Manga

Mio hat ein Problem: Sie ist (eher nicht) stolze Besitzerin des Manga-Tropes: Schulden von Papa. Unmittelbar nach dem Tod ihrer Mutter verschwindet ihr Vater spurlos und hinterlässt ihr einen Haufen Schulden. Mio ist am Ende, zumal sie ihren Job in der Firma kündigen musste, um sich um ihre Mutter zu kümmern und ihr Wunsch eine Illustratorin zu werden nicht ganz ins Rollen kommt.

Sie ist verzweifelt, als sie in der Stadt auf ihren Highschool-Schwarm Yamato trifft. Beide kommen sich sofort näher, doch dann offenbart er ihr, dass er inzwischen ein Yakuza geworden ist!

Boss Wife habe ich beim Kodansha und einfach nur mitgenommen, weil Band 1 gerade mal ein paar Cent gekostet hat. Und ich sage euch: Ich hatte einfach null Erwartungen an den Band. Das Cover hat mich nicht umgehauen und die Kurzbeschreibung klang nach diesen Bad-Boy-Josei-Manga in denen die Protagonisten jedes Kapitel rumheult.

Vielleicht weil ich von der Geschichte echt null erwartet hatte, konnte sie mich doch auf vielen Ebenen positiv überraschen. Obwohl wir nicht wenige typische Tropes haben (Schulden, Heirat aus anderen Zwecken, harte Schale, weicher Kern), fand ich die Story irgendwie ausgewogen. Die beiden passen sehr gut zusammen und auch wenn es sich so anhört in der Zusammenfassung, ist Mio eine Frau, die durchaus für sich einstehen kann. Yamato ist nicht der typische Yakuza-Kerl, oder anders gesagt: Er will es eigentlich nicht sein, verfällt aber dennoch in einigen Situationen in dieses Muster.

Ich mochte es, dass die Mangaka die Yakuza nicht unbedingt romantisiert. Ja, klar, sie verpasst allen einen weichen Kern – irgendwie – verpasst es aber auch nicht sie bei den Aufgaben zu zeigen, die halt nicht der Bürojob von nebenan sind. Sexy Szenen gibt es übrigens auch. Aber ich finde diese Szenen gut in die Handlung eingebettet.

Nach vier Bänden bin ich zufrieden mit der Reihe und werde sie definitiv weiterverfolgen.

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Spirit of Wonder, Band 1

von Kenji Tsuruta | Sprache: Deutsch | übersetzt von: Akiko Altmann | In drei Bänden abgeschlossen | Verlagsvergriffen

Spirit of Wonder - Manga

Mangaka Kenji Tsuruta ist definitiv einer derjenigen, deren Stil ich unter hunderten sofort erkennen würde. Ich liebe seine Detailverliebtheit.

Vor einigen Wochen habe ich Genie dann auch gemerkt, dass es tatsächlich von ihm auch Titel in Deutschland gibt. Ich war irgendwie davon ausgegangen, es gäbe nur ein paar US-Veröffentlichungen. Gesehen, gekauft. War dann die Devise. Forget-me-not habe ich inzwischen wieder verkauft, so viel möchte ich an dieser Stelle aber verraten. Den mochte ich zwar auch, aber ich habe mich ihn nicht noch einmal lesen sehen.

Spirit of Wonder sind drei Kurzgeschichtenbände, die sich aber unabhängig voneinander lesen lassen. Eine dauerhafte Protagonistin tritt erst im dritten Band auf. Sie alle drehen sich um Wissenschaftler, die die Grenzen ihrer Welt von der Mikroebene bis zum Kosmos ausreizen.

Kurzgeschichten-Bände sind ja immer so ein Ding und sie haben nicht so viele Fans. Wenn sie gut gemacht sind, lese ich sie aber echt gerne. Für mich war es bislang hier der Fall. Die Geschichten haben durchaus ab und an ein komplizierteres Storytelling mit ein paar Szenensprüngen, trotzdem hatte ich nie das Gefühl komplett verloren zu sein und Storys zu lesen, die sich auch für ein kurzes Format eignen.

Es war ein geerdete, träumerisches Science-Fiction-Setting, würde ich jetzt sagen. Die Zeichnungen sind einfach wundervoll und sorgen für die richtige Stimmung. In einigen Übersichtsseiten ist er mit Ecchi gekennzeichnet. Da ich den Begriff echt immer abwertend interpretiere, möchte ich dazu noch was sagen: Ja, es gibt erotischere Szenen, aber die sind aus meiner Sicht künstlerisch respektvoll dargestellt und gehen mehr in die anmutige als schmutzige Richtung. Vielleicht mit Aki Irie zu vergleichen.

Der Titel lief hier 2001/2002. Ihr ahnt es, er ist verlagsvergriffen. Aber ist definitiv einer der Sachen, die ihr auch noch zu guten Preisen bekommt. Ich habe für alle 3 nicht mehr als 11€ hinhauen müssen. Wenn euch der Titel interessiert, haltet die Augen also offen und nimmt ja keines dieser: Hey, mein Band ist in den 20-Jahren-zu-Gold-geworden-Angebote.

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To Strip the Flesh

To Strip the Flesh bei VIZ Media| von Oto Toda| Sprache: Englisch | übersetzt von:  Emily Balistrieri  |Einzelband| ca. 13,00€ (Preis variiert, da keine Preisbindung in den USA)

To Strip the Flesh - Manga

Ich bin immer auf der Suche nach LGBTQ+-Manga – insbesondere nach Geschichten, die Teile des queeren Spektrums abdecken, die nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten. Ich finde, gerade in den letzten beiden Jahren, gibt gerade der US-Markt da richtig viele tolle Titel her. Zuletzt gelesen habe ich To Strip the Flesh.

Eine Kurzgeschichtensammlung von Mangaka Oto Toda. Noch ein eher unbekannterer Name, dürfte aber euch vielleicht durch den aktuellen Oneshot von Chainsaw Man-Mangaka Tatsuki Fujimoto (Just Listen to the Song) unterkommen zu sein. Toda hat dort die Zeichnungen beigetragen. Bei Fire Punch war Toda ebenfalls beteiligt.

To Strip the Flesh beinhaltet aber nicht nur LGBTQ-Storys. Im Grunde ist eigentlich nur die Titelstory diesem Genre zuzuordnen. Und wow, die finde ich super powerful. Es geht um Chiaki, der eigentlich nie daran gezweifelt hat, dass er eigentlich ein Mann ist, obwohl er im Körper einer Frau geboren wurde. Dennoch versucht Chiaki, als Frau zu leben, um den Wunsch seines Vaters zu erfüllen. Doch als die Last zu groß wird, macht sich Chiaki auf den Weg, um sich nach seinem eigenen Bild umzugestalten, und entdeckt dabei mehr als nur persönliche Freiheit – er findet Verständnis bei den Menschen, die ihm am wichtigsten sind.

Die anderen Geschichten folgen einer ähnlichen Thematik, sind aber unterschiedlich genug, so dass man nicht das Gefühl hat das Gleiche zigmal durchzukauen. To Strip the Flesh ist die stärkste Story, aber ich habe auch einige der anderen Geschichten wirklich genossen. Sie hatten alle ihren eigenen Charme und interessante Ideen.

Die Sammlung verfügt über eine große emotionale Intensität, aber auch Humor. Ich denke, es ist nicht unbedingt für jeden etwas, aber für mich waren die meisten gelungen und ich mochte sogar einige der Storys, die nur zwei Seiten lang waren.

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Kageki Shojo, Band 5+6

Kageki Shojo bei Seven Seas| von Kumiko Saiki | Sprache: Englisch| übersetzt von: Katrina Leonoudakis | ca. 13,00€ (Preis variiert, da keine Preisbindung in den USA)

kageki shojo2 Manga

Nachdem ich Band vier der Reihe eher mittelmäßig fand, habe ich tatsächlich etwas gebraucht, bis ich weitergelesen habe. Als jetzt Band sechs ankam, habe ich ihn mir für den Abend rausgelegt und nach dem Zuklappen war ich glücklich.

Nachdem die Bände vorher etwas fillermäßig daherkamen, haben mir diese beiden Bände wieder richtig gut gefallen. Ich finde immer noch die Vorgängerbände (die ja im Seinen-Magazin liefen und etwas Ernster waren) am stärksten, aber auch hier finde ich immer mehr rein und mag es Sarasa und die anderen Mädels auf ihrem Weg zu folgen.

Mir gefällt die Art und Weise, wie sie die Geschichte in diese Richtung entwickelt hat, gut. Ich mag es den Mädchen zuzusehen, wie sie sich selbst und ihre Rollen herausfinden. Alles wird in Rückblenden eingebettet, mit denen man den Figuren wieder ein Stückchen näherkommt. Yamada bekommt wieder etwas mehr Aufmerksamkeit, auch wenn ihre Probleme aus dem Prequel irgendwo völlig unter den Tisch gekehrt wurden. Finde ich etwas Schade, da es ein wichtiges Thema ist aus meiner Sicht.

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