Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Berge des Wahnsinns - Rezension Band 1

Berge des Wahnsinns (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Ich bin ein großer Fan der Polarforschung. Insbesondere Fridtjof Nansen hatte es mir vor Jahren angetan und ich habe alles über seine Polarexpeditionen aufgezogen und ich erinnere mich noch an die beeindruckenden Bilder im Fram-Museum von Oslo. Von dieser kargen Landschaft und den damaligen Ausrüstungen. Als Carlsen die neue Lovecraft-Adaption Berge des Wahnsinns angekündigt hatte, war für mich klar, dass dieser Manga in mein Regal muss. Zumal mir die vorherigen Adaptionen sehr gut gefallen hatten.

Lovecraft ist keine leichte Kost. Seine Wortwahl und der Stil kommen etwas veraltet daher und auch die zahlreiche Benutzung von Adjektiven sind nicht für jeden Leser etwas. Umso glücklicher kann man über die Adaptionen von Gou Tanabe sein, die einen den surrealistischen Horror Lovecrafts auf eine leicht verständliche und grafische Art näherbringen. Die Romanvorlage muss man für das Verständnis übrigens nicht kennen. Man kann die Handlung auch ohne verstehen und Tanabe bleibt sehr eng am Original. Lediglich in der Erzählperspektive nimmt er sich die Freiheit heraus und erzählt in der dritten Person, während das Original aus der Ich-Perspektive geschrieben ist.

Berge des Wahnsinns ist bereits die dritte Lovecraft-Manga-Adaption, die in Deutschland erscheint. Bereits veröffentlicht wurden Der Hund und andere Geschichten und Die Farbe aus dem All.

ECKDATEN ZUM MANGA

Story
: H.P. Lovecraft | Zeichnungen: Gou Tanabe
Originaltitel: Kyouki no Sanmyaku Nite
Zielgruppe: Seinen | Genre: Horror
Verlag: Carlsen

Weitere Informationen & Leseprobe

Worum geht’s?

William Dyer, Geologe an der fiktiven Miskatonic-Universität segelt mit dem Doktoranten Danforth und Biologe Lake sowie einer großen Crew zu einer Forschungsmission in die Antarktis. Die Expedition entwickelt sich schnell zu einem großen Erfolg als Lake auf ungewohnte Markierungen im Gestein aufmerksam wird, die auf die Existenz einer noch unbekannten und komplexen Lebensform hinweist. Er bricht mit einem Teil der Mannschaft zu einer Expedition auf, ohne zu ahnen, was ihn erwarten wird.

Wie war’s?

Gou Tanabe hat bereits in seinen vorherigen Lovecraft-Adaptionen gezeigt, dass er es schafft, von der ersten Seite an eine dichte, bedrohlich wirkende Atmosphäre aufzubauen. Die Geschichte beginnt mit einer Szene in der Zukunft und zeigt schon vor dem eigentlichen Start der Expedition der Forschungsmannschaft, dass sie auf eine große Bedrohung stoßen werden, die einigen der Mitglieder das Leben kosten wird. Danach springt die Handlung wieder in die Gegenwart und wir begleiten das Team in Richtung der Antarktis. Wir wissen, dass etwas passieren wird, dass einige unbedachte Handlungen in einem Dilemma enden werden.

Über allen thront, die scheinbar unendlich und bedrückende Weite der Eiswüste. Das Land ist karg und unfruchtbar. Das Leben scheint nicht zu existieren, und diejenigen, die sich leichtfertig darin bewegen, werden sterben. Und genau in dieser Szenerie verfällt einer der Expeditionsführer, Lake, dem Ehrgeiz. Als sie ein bemerkenswertes, altes Fossil entdecken, ist er gewillt, das Leben seiner Gruppe auf’s Spiel zu setzen, um es zu erforschen. Nur um der Erste zu sein, dem dieser Sensationsfund gelingt. Er eilt mit einer Gruppe von 14 Mann voraus, in einem Schneesturm ereilt sie jedoch ein schlimmes Schicksal und der Wissensdurst wird mit einem Albtraum auf Erden bestraft. Was genau die Expedition vorfindet, möchte ich euch aber nicht spoilern.

Beim Lesen kann man nicht anders als darüber nachzudenken, wie diese Geschichte damals auf die Menschen gewirkt hat. Denn als der Originaltext verfasst wurde, da war die Antarktis noch relativ unterforscht und so dürfte die Wirkung des Unbekannten und Bedrohlichen deutlich stärker sein, als wir es heute empfinden. Dennoch umringt die Antarktis weiterhin etwas Mystisches und Geheimnisvolles, weshalb die Geschichte über all die Jahre seine Sogwirkung beibehalten hat.

Gou Tanabe macht in seiner Umsetzung einen guten Job und schafft es das von Lovecraft geschriebene sehr gut in seinen Bildern umzusetzen. Tanabes Stil ist von harten Kontrasten gekennzeichnet, dabei sehr realistisch und detailverliebt. Besonders die zweiseitigen Landschaftsaufnahmen rauben einem den Atem. Die Balance zwischen den rein gezeichneten Panels, sowie Textpassagen und Zitaten aus Lovecrafts ursprünglichen Roman sowie einem Werk von Edgar Allan Poe ist dabei stimmig und passte jeweils zur abgebildeten Szenerie. In seiner Panelgestaltung setzt Tanabe auf klar abgetrennte Panels, die allerdings in Größe und Anzahl auf einer Seite variieren.

Man kann Lovecrafts Stil in Tanabe spüren. Wie Lovecraft setzt der Mangaka auf atmosphärische Beschreibungen und auf die Gefühlswelt seiner Erzähler. Manchmal scheint man sich geradezu in Landschaftsbildern zu verlieren. Es geht nicht um schneller, actionreicher wie in vielen modernen Horrorromanen, sondern vielmehr darum, eine Tiefe und mitziehende Atmosphäre zu entwickeln.

Auch gestalterische Elemente Abseits der Zeichnungen sorgen für eine dichte Atmosphäre. Die eigentliche Geschichte wird mit einer schwarzen Doppelseite und einer großen Titel-Schrift eingeleitet und auch die Seiten zwischen den Kapiteln sind in Schwarz gehalten. Nur klein in der Ecke findet man den Kapitelnamen.

In der Aufmachung orientiert sich Carlsen an der Umsetzung der vorherigen Lovecraft-Adaptionen. Es handelt sich um ein Großformat, wodurch die Bilder von Tanabe noch einmal besser zur Geltung kommen. Der Umschlag ist hochwertig mit einer Klappbroschur gestaltet und die Seiten sind aus einem hochwertigen, festen Papier.

Fazit & Bewertung

Berge des Wahnsinns ist eine großartige surreale Horror-Erzählung, die den Leser von der ersten Seite an in ihren Bann zieht und ihn nicht mehr loslässt. Tanabe gelingt es, durch seine Zeichnungen eine dichte Atmosphäre zu erzeugen und das Ursprungswerk perfekt zu adaptieren. Auch die hochwertige Umsetzung kann überzeugen und sorgt dafür, dass der Band zu einem schönen Sammelobjekt in einer Sammlung wird.

Empfehlen würde ich Berge des Wahnsinns allen Horror- und Thriller-Fans, die sich abseits des Manga-Mainstreams bewegen möchten. Ich für meinen Teil erwarte jetzt gespannt Band zwei der hochspannenden Geschichte in der Eiswüste der Antarktis.

bewertung 5 5 Manga

Vielen Dank an Carlsen für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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