Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Blade Girl -Manga Review

Blade Girl (Band 1)

Mit Blade Girl habe ich heute wieder einen Titel mitgebracht, der derzeit auf Englisch von Kodansha im “Digital-First”-Lineup veröffentlicht wird. Die Reihe ist auf dem westlichen Markt darüber hinaus unter anderem auf Französisch und Spanisch erschienen. Eine deutsche Veröffentlichung gibt es bislang nicht.

In Japan lief die Reihe unter dem Titel “Blade Girl: Kataashi no Runner” vom September 2018 bis zum Juli 2019 im Be-Love-Magazin, welches bereits einige bekannte Josei-Reihen hervorgebracht hat. Abgeschlossen ist die Manga-Reihe in drei Bänden.

Für Mangaka Narumi Shigematsu war es die erst vierte Veröffentlichung ihrer Karriere.

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Story & Zeichnungen: Narumi Shigematsu | Originaltitel: Blade Girl: Kataashi no Runner| Genre: Sport | Demografische Zielgruppe: Josei| Verlag: Kodansha | Preis: ca. 9,30€ (Auf US-Manga gibt es keine Preisbindung)| abgeschlossen in 3 Bänden | Der Manga bei Kodansha

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Wie war’s?

In “Blade Girl” begleiten wir die Schülerin Rin, deren rechtes Schienbein aufgrund eines Knochensarkoms amputiert werden musste. Die Geschichte setzt ein Jahr nach der Operation ein, während sie sich in der Rehabilitation befindet. Neben dem emotionalen Schock, den die Operation ausgelöst hat, fällt es Rin schwer, sich an ihren neuen Zustand und die verschiedenen Herausforderungen zu gewöhnen, was auch die Rehabilitation stark beeinträchtigt.

Die Beinprothese behindert sie so sehr, dass sie in den langen Monaten der Rehabilitation nur minimale Fortschritte macht. Ganz zu schweigen von all den Dingen, die diese Situation in ihrem jungen Leben erschüttert haben: Die Schule ist schwierig geworden, ihre Freunde haben sich von ihr abgewandt, und sie kann einfach nicht mehr die kleinen Dinge tun, die für jedes Mädchen in ihrem Alter typisch sind.

Doch alles ändert sich, als sie auf dem Weg zu einem Spezialisten für Beinprothesen Para-Sportler entdeckt, die auf dem Sportplatz laufen, und vor allem Kazami kennenlernt, einen Mann, der Beinprothesen entwickelt, die für das Laufen geeignet sind. Als Wunderkind auf seinem Gebiet versucht Kazami, die bestmöglichen Sportprothesen zu entwickeln, um seinen Traum zu verwirklichen, und dafür braucht er jemanden, der seine Technologie zur Geltung bringen kann. Rin ist zunächst immer noch deprimiert, doch Kazami erweckt etwas in ihr, was ihr neuen Mut verleiht…

Dennoch wählt die Mangaka Narumi Shigematsu in ihrem Werk einen anderen Ansatz, indem sie eine äußerst positive Manga-Erfahrung mit einer strahlenden und hoffnungsvollen Atmosphäre schafft. Diese Ausrichtung wird bereits auf den ersten Seiten spürbar, wo wir eine etwas ältere Rin sehen, kurz vor dem Start ihres Rennens im Olympiastadion. Von Anfang an ist klar: Sie wird ihr Ziel erreichen.

Trotzdem zeigt uns Shigematsu auch, dass nicht alles im Leben von Rin einfach ist. Wir begegnen zu Beginn einer jungen Teenagerin, die verzweifelt ist und mit ihrem Schicksal hadert. Rin hat keine Lust, hart in der Rehabilitation zu arbeiten, und glaubt, dass sie aufgrund ihrer Behinderung von der Außenwelt ausgeschlossen ist. Erst als sie Kazami kennenlernt, der ihr den nötigen Anstoß in die richtige Richtung gibt, ändert sich das. Rin entdeckt etwas, das ihr neuen Mut verleiht und ihr die Motivation gibt, nicht aufzugeben, selbst wenn es Rückschläge gibt.

Diese Begegnung eröffnet Rin eine völlig neue Perspektive. Sie beginnt, nicht nur die physischen Aspekte ihrer Rehabilitation anzugehen, sondern auch die mentalen Hürden zu überwinden.

Die Entwicklung von Rin in der Geschichte ist eine inspirierende Reise, die uns daran erinnert, dass der menschliche Wille und die Unterstützung von Menschen wie Kazami uns dazu befähigen, uns über unsere Grenzen hinauszusetzen. Die Botschaft, die “Running Girl” vermittelt, ist eine Botschaft der Hoffnung und des Durchhaltevermögens. Shigematsu lässt ihre Heldin sich weiterentwickeln, zeigt sie als Kämpferin und Mutige, die bereit ist, sich neuen Herausforderungen zu stellen, auch wenn es schwer ist.

Allerdings ist es unverkennbar, dass der Manga von Anfang an auf eine begrenzte Anzahl von Bänden ausgelegt ist und zu dieser Zeit das klare Ziel hatte, sich auf die Paralympischen Spiele in Tokio zuzubewegen, die 2020 hätten stattfinden sollen (Am Ende gingen sie aufgrund von Covid 2021 über die Bühne). Das Erzähltempo im ersten Band ist an einigen Stellen zu schnell. Insbesondere Rins Verhaltensänderung wird teilweise von jetzt auf gleich präsentiert und wirkt etwas zu überhastet, um vollkommen glaubwürdig zu sein. Auch ihre Anpassung an die Sportprothese erscheint zu rasch, vor allem wenn man bedenkt, dass sie zuvor mit ihrer normalen Prothese noch viele Schwierigkeiten hatte.

Das ändert jedoch nichts daran, dass die äußerst positive Botschaft ankommt. Zudem ist erkennbar, dass Narumi Shigematsu sich intensiv mit Prothesen, ihrer Funktionsweise und ihren verschiedenen Eigenschaften auseinandergesetzt hat.

Der Ton der Geschichte findet sich in den Zeichnungen der Mangaka wieder, die von einer gewissen Sanftheit geprägt sind. Allerdings fallen auch einige Unregelmäßigkeiten in der Anatomie der Figuren auf. Die Perspektiven wirken zuweilen seltsam, und die Proportionen scheinen nicht immer perfekt übereinzustimmen. Dieser Aspekt wird besonders deutlich, da die Hintergründe eher schlicht gehalten sind. Trotz dieser kleinen Unstimmigkeiten strahlt der Stil des Mangas dennoch eine bemerkenswerte Wärme und Zuneigung aus, insbesondere in Bezug auf die Figuren.

Insgesamt gesehen kann man sagen, dass der künstlerische Stil von “Running Girl” zwar nicht perfekt ist, aber seine Schwächen werden durch die leidenschaftliche Hingabe der Mangaka an die Figuren und die Herzlichkeit, die in den Zeichnungen zu spüren ist, aufgewogen.

Fazit

“Blade Girl” ist nicht nur eine Geschichte über die physische Rehabilitation, sondern auch über die Kraft des Willens, über das Überwinden von Hindernissen und über die Bedeutung von Träumen. Der Titel hat zwar einige Schwächen im Tempo der Erzählung und ist auch visuell nicht ganz ausgereift, weiß aber durch seine Atmosphäre durchaus mitzuziehen, so dass man den weiteren Weg von Rin verfolgen möchte.

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