Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Blue Lock (Band 1) - Manga Rezension

Blue Lock (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Blue Lock startete 2018 im wöchentlichen Shonen-Magazin von Kodansha. Der Titel stammt aus der Feder von Muneyuki Kaneshiro, der bereits auf einiges an Erfahrung zurückblickt und unter anderem auch Jagaaaaaan schreibt, welcher bei Panini Manga veröffentlicht wird. Das Artwork stammt von Yusuke Nomura, einem Mangaka, der bereits Dolly Kill Kill zeichnete.

In seiner Heimat blickt der Manga, der in Japan bereits 16 Bände umfasst, bereits auf einige Erfolge zurück. 2021 gewann Blue Lock den 45. Kodansha Manga Award in der Kategorie Shonen. Für das kommende Jahr 2022 ist eine Anime-Adaption von Eight Bit angekündigt.

Kazé -Manga hat sich die Lizenz für den deutschen Markt gesichert und veröffentlicht die Reihe seit November 2021.

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Text: Muneyuki Kaneshiro| Zeichnungen: Yusuke Nomura| Originaltitel:  Blue Lock| Übersetzung: Markus Lange| Verlag: KAZÉ Manga | Zielgruppe: Shonen| Genre: Sport, Action, Battle Royale | Preis:7,00€ |  Weitere Informationen

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Wie war’s?

Nach der katastrophalen Niederlage bei der Weltmeisterschaft 2018 kämpft Japans Team darum, sich neu zu formieren. Doch was genau fehlt, für den großen Erfolg? Es stellt sich heraus, dass man einen Stürmer-Star braucht! Der Fußballverband ist fest entschlossen, einen torhungrigen und siegessüchtigen Stürmer zu schaffen, der das entscheidende Instrument sein kann, um ein verlorenes Spiel noch zu drehen. Dafür versammelt man 300 der besten Jugendspieler Japans im sogenannten Blue-Lock-Programm.

Einer von diesen Jugendlichen ist Yoichi Isagi. Er hat gerade die Qualifikation für die nationalen Meisterschaften knapp verpasst. Das liegt vor allem daran, dass sein Teamkollege nicht in der Lage war, das entscheidende Tor zu schießen. Yoichi hadert mit seiner Entscheidung. Er überlegt, was passiert wäre, wenn er das Tor selbst geschossen hätte, anstatt den Ball abzugeben. Zunächst beruhigt er sich selbst mit der Bedeutung von Teamwork und Mannschaftsgeist. Doch die Rede des Trainers erwecket eine neue Seite in ihm. Was ist wichtiger: die Aufrechterhaltung einer Teamdynamik oder ein effizienter, aber egoistischer Stürmer?

Blue Lock bricht mit den üblichen Merkmalen von Sportmanga. Mit Ausnahme einiger weniger Titel erzählen diese im Shonen-Bereich die Geschichten von Charakteren, die sich mit ihren Fähigkeiten und den Werten von Freundschaft und Teamgeister auseinanderzusetzen, um sich weiterzuentwickeln, bis sie den größten aller Siege erringen. Daher konzentrieren sich diese Geschichten oft auf das Alltägliche und haben einen Slice-of-Life-Charakter.

Muneyuki Kaneshiro bricht mit den Normen, indem er dem Sport eine surrealistische Seite verleiht und einen Battle-Royale-Charakter hinzufügt, deren zentraler Punkt den Vorstellungen von einem Mannschaftssport vollkommen widersprechen. Sind es sonst die Werte wie Freundschaft, Herzblut und Wertschätzung der Teamkollegen und Konkurrenten, die im Vordergrund gestellt werden, geht Blue Lock genau den gegenteiligen Weg: Die Haupteigenschaft des idealen Stürmers ist nach Trainer Jinpachi Ego ein Einzelgänger und Individualist, der nur für sich selbst und nicht für sein Team Tore schießt.

Untermauert wird das Ganze mit “Zitaten” von bekannten Spielern. Gekonnt, um der Leserschaft eine gewisse Realität zu erläutern. Bei genauer Recherche stellt sich nämlich heraus, dass die Zitate in dieser Form wohl niemals von den jeweiligen bekannten Fußballern ausgesprochen wurden. Yoichis großes Vorbild Noel Noa ist sogar komplett der Fantasie des Autors entsprungen: Noa spielt weder in der französischen Nationalmannschaft, noch war er Weltfußballer. Über Pelé ist bekannt, dass er auch ab und an als Ersatztorwart eingesetzt wurde, sogar in einem Spiel, in dem er einen Jubiläumstreffer machen konnte, was im Gegensatz zum egoistischen Stürmer steht.

Obwohl uns Kaneshiro hier eine alternative Realität vorgaukelt, glaubt man ihm und hinterfragt die gemachten Aussagen nicht.

Blue Lock ist in gewisser Weise ein Battle-Royale-Manga, in dem der Ball die Schusswaffe ersetzt. Der Verlauf der Geschichte, ist ziemlich geradlinig. Darüber hinaus wird die Leserschaft in die Regeln des Spiels eingeführt: Es werden Gruppen nach Talent gebildet und die Teilnehmer erhalten Nummern nach ihrem jeweiligen Können, welche sich nach jedem Wettbewerb ändern können. Auf die Schüler warten Prüfungen. Bei ihrem Scheitern wartet zwar nicht der Tod, aber ihnen wird auf Lebenszeit die Chance verwehrt, in der Nationalmannschaft Japans spielen zu können.

Das Programm zwingt Yoichi dazu, sich mit etwas auseinanderzusetzen, von dem er nicht wusste, dass er es überhaupt besitzt. Es ist eine Seite in sich, die er als monströs ansieht und die im ersten Band mehrmals zum Vorschein kommt. Die meisten Entscheidungen, die die Figuren im Laufe des Bandes treffen, sind nicht immer zu rechtfertigen und bringen vielmehr ihre schlimmsten und hässlichsten Charakterzüge zum Vorschein.

Im ersten Band lernen die Leser*innen bereits einige Charaktere kennen, der Fokus liegt aber zunächst nur auf einer Handvoll von Figuren. Jinpachi Ego, der völlig verrückte Trainer, der eingestellt wurde, um das Blue-Lock-Programm zu leiten. Gurimu Igarashi, der einzige Spieler, der einen niedrigeren Rang als Isagi hat. Meguru Bachira, ein Spieler, der am Ende des Bandes ins Rampenlicht rückt und großes Interesse an Yoichi an sowie Ryosuke Kira, der Stürmer der Mannschaft, gegen die Yoishi den Platz in der Meisterschaft verliert.

Der zeichnerische Aspekt liegt bei Yusuke Nomura. Nomura versteht es meisterhaft, die Emotionen der einzelnen Figuren auf der Seite darzustellen. Die Intensität, der Antrieb und die Angst, die jeder Spieler während eines Fußballspiels oder einer Trainingsübung empfindet. Der Bewegungsfluss in den Panels und Spielen ist immer klar und deutlich, selbst wenn Nomura mit einem Dutzend Charakteren gleichzeitig jongliert. Die Kompositionen und der Fluss in der Erzählung, zeigen, dass der Mangaka ein großes Gespür für filmisches Denken hat und die Story mit der nötigen Dynamik erzählen kann.

Kazé veröffentlicht die Reihe im Taschenbuchformat mit Ausklapp-Poster. Darüber hinaus ist mit jedem fünften Band auch eine Version mit Sammelschuber geplant.

Fazit

Blue Lock bricht im ersten Band mit den bekannten Mustern der Sport-Manga. Statt um Teamgeist geht es um Egoismus. Blue Lock ist ein Battle-Royale-Manga, in dem der Ball die Schusswaffe ersetzt. Dem Duo gelingt es, die Regeln des Trainingsprogramms Blue Lock gut zu erklären und den Leser*innen dennoch Spannung zu bieten.

Für die Leserschaft ist Fußball-Wissen nicht von Nöten. Der Manga leistet gute Arbeit, dass an Wissen zu vermitteln, was über den Sport nötig ist.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von KAZÉ-Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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