[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Our Precious Conversations hatte mich schon in der englischen Digital-Ausgabe interessiert, am Ende aber kam die Ankündigung für den deutschen Markt durch KAZÉ-Manga gerade noch rechtzeitig und ich habe mich für die günstigere Variante im Print-Format entschieden.
Ihr Debüt gab Mangaka Robico im Jahr 2015 mit Demekinikku, das in der Mai-Ausgabe des Dessert-Magazins veröffentlicht wurde. Bekannt ist sie international vor allem für ihre Serie My little Monster.
Our Precious Conversations lief 2015 im Dessert-Magazin an und endete am 24. Dezember 2019. In der Summe wird die Reihe sieben Sammelbände umfassen. 2019 wurde die Serie für den Kodansha Manga Award in der Kategorie Shojo nominiert, verlor aber gegen Rie Arugas Perfect World. 2020 gewann sie den Award nach erneuter Nominierung.
Zuletzt hatte Robico die Original-Charakterdesigns für den Anime Backflip!! erstellt.

Text&Zeichnungen: Robico| Originaltitel: Boku to Kimi no Taisetsu na Hanashi| Verlag: KAZÉ Manga | Zielgruppe: Shojo | Genre: Romance, Comedy | Preis: 6,95€ | abgeschlossen in sieben Bänden | Weitere Informationen

Wie war’s?
Alles beginnt mit einer Liebeserklärung auf dem Bahnsteig. Nozomi kann nicht anders, als ihre Gefühle gegenüber Shiro zu offenbaren. Doch der reagiert ganz anders, als sie es erwartet. Shiro erteilt ihr eine ziemliche Abfuhr und äußert sich auch noch mehr als abwertend über Frauen. Zwischen Nozomi und Shiro entwickelt sich daraufhin so etwas wie ein Ritual. Immer wieder treffen sie nach der Schule am Bahnsteig aufeinander und diskutieren über die Frauenwelt.
Shiro ist ein männlicher Protagonist, der sich im Umgang mit Mädchen sehr unwohl fühlt und dem völlig das Taktgefühl fehlt. Immerzu kritisiert er die Mädchen seiner Highschool und häufig indirekt auch Nozomi. Auch sie wirkt anfänglich nicht wie einen Charakter, den Leser*innen schnell ins Herz schließen. Nozomi ist zuweilen naiv und hat Shiro zunächst nur wegen ihres Aussehens ausgewählt. Durch die gemeinsamen Minuten auf dem Bahnsteig lernen sich die beiden Figuren aber immer besser kennen. Die zuvor engstirnige und klischeehafte Vorstellung über das andere Geschlecht beginnt sich langsam zu verändern.
Shiro ist durch und durch pragmatisch und ein bisschen streng, während Nozomi hoffnungslos positiv und ein bisschen zu idealistisch ist. Obwohl Nozomi überglücklich in Shiro verliebt ist, gibt sie ihre Weltanschauung nicht auf und streitet sich mit ihm über die Themen Männer, Frauen und Romantik. In diesem Geplänkel und gelegentlichem Gezanke zeigen Nozomi und Shiro eine gute Chemie zueinander.
Robico geht in ihrem ersten Band ein großes Wagnis ein. Bis auf wenige Szenen spielt der komplette erste Band der Reihe auf dem Bahnsteig. Hauptaugenmerk sind zudem die Gespräche der beiden Hauptcharaktere miteinander. Interaktionen abseits der Bahnsteig-Begegnungen gibt es bislang nur auf einseitiger Ebene, in dem Nozomi in der Schule heimlich folgt.
Trotz des anfangs leicht wiederholenden Musters gelingt es der Mangaka aber durch neue Elemente die Handlung am Laufen zu halten. Sei es Azumas bester Freund, der Liebesprobleme hat, Shiro selbst, der mit den Mädchen seiner Klasse zu kämpfen hat oder aber der beliebteste Junge der Schule, der verzweifelt auf der Suche nach Freunden ist. Mit der Zeit wird der Slice-of-Life-Aspekt des Titels zudem durch eine aufkeimende Highschool-Romanze ergänzt.
Als Drahtseilakt ist auch das Spiel mit Geschlechterklischees zu bewerten. Robico verwendet insbesondere in den ersten Kapiteln doch viele stereotypische Geschlechterrollen und liefert eine engstirnige Sichtweise zwischen dem Verhalten von Mädchen und Jungs. Die Sichtweise ist sicherlich nicht repräsentativ, dennoch zeigt sich schnell, dass es vielleicht auch eine gewünschte Überzeichnung ist. Umso mehr die Leserschaft die Figuren kennenlernt, desto mehr zeigt sich, dass die von ihnen aufgeworfenen Klischees vielleicht nicht viel mehr als ein Schutzmechanismus sind. Denn es zeigt sich, dass alle auftretenden Figuren deutlich mehr beinhalten als die ihnen zunächst zugeschriebenen Merkmale.
Zeichnerisch liefet Robico eine gute Qualität ab. Ihr Stil ist durchaus shojotypisch und sie zeichnet die weiblichen Charaktere mit großen Augen und arbeitet mit viel Rasterfolie, dennoch wirkt es nicht überladen und zu kitschig. Die Strichführung ist sauber und akkurat. Wie im Shojobereich üblich arbeitet sie wenig mit Hintergründen oder zeichnet diese sehr einfach.
In der Ausstattung ist der Titel weder mit Extra noch besonderer Coververedlung oder Farbseiten versehen.
Fazit
Der Auftakt von Our Precious Conversations geht viele Wagnisse ein. Die Mangaka wählt einen festen Handlungsort, den sie nur selten verlässt und liefert einen eher episodischen Erzählstil. Im Spiel mit klischeehaften Geschlechterrollen bleibt abzuwarten, in welche Richtung Robico diese in Zukunft nutzen wird. Es lässt sich im ersten Band jedoch erkennen, dass sie vor allem damit spielt und ihre Figuren langsam erkennen, dass da noch viel mehr hinter dem anderen Geschlecht steckt, als die Klischees, die diesem von außen zugeschrieben werden.
Ich für meinen Teil mochte den Auftakt insgesamt, wenn auch ich zunächst etwas brauchte, um in die Geschichte zu finden. Ich bin gespannt, wohin die Geschichte in den Folgebänden führen wird.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von KAZÉ-Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!
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21. Juli 2021 at 11:36Pingback:
14. Oktober 2021 at 10:55