Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Planetes - Perfect Edition (Band 1) - Manga Rezension

Planetes – Perfect Edition (Band 1)

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Makoto Yukimura ist international vor allem für seine Serie “Vinland Saga” bekannt, die durch ihre Anime-Adaption ein großes Publikum erreichte. Doch auch sein Debütwerk fand durchaus Anerkennung.

Ursprünglich erschien “Planetes” von 2000 bis 2004 im Seinen-Magazin Morning bei Kodansha und wurde in vier Bänden veröffentlicht. In Deutschland wurde der Manga komplett von 2001 bis 2004 bei Panini Manga unter dem Label Planet Manga veröffentlicht. Der vierte Band wurde aufgrund seiner großen Seitenzahl sowohl in Deutschland als auch in den USA in zwei Bände aufgeteilt.

Bei Panini Manga ist die Serie inzwischen verlagsvergriffen, umso mehr dürfte es Fans freuen, dass Carlsen Manga, bei denen auch Vinland Saga läuft, nun eine Neuausgabe auf den Markt bringt. Diese wird in der Summe drei Bände umfassen.

Zusätzlich zur Manga-Serie lief von Oktober 2003 bis April 2004 eine Anime-Adaption von “Planetes”. Der Manga erhielt im Jahr 2002 den Seiun-Preis, die höchste japanische Science-Fiction-Auszeichnung, in der Kategorie “Bester Comic”. Auf dem internationalen Comicfestival in Angoulême wurde “Planetes” 2004 mit dem Preis für das beste Szenario ausgezeichnet.

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Text & Zeichnungen: Makoto Yukimura | Originaltitel: Planetes | Übersetzung: Martin Gericke | Genre: Drama, Slice-of-Life, Science-Fiction | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Carlsen Manga | Preis: 22,00€ |In drei Bänden abgeschlossen | mehr Informationen auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

Im Jahr 2075 hat die Menschheit erfolgreich den Weltraum besiedelt. Menschen leben und arbeiten im Orbit, auf dem Mond und reisen sogar zu Asteroiden und darüber hinaus, um die Ressourcen zu fördern, auf die eine erschöpfte Erde angewiesen ist. Doch 116 Jahre intensiver Weltraumforschung haben ihre Spuren hinterlassen. Die unzähligen Satelliten, Raketenstarts, Raumstationen und Weltraumspaziergänge haben eine gefährliche Menge an Trümmern hinterlassen, die die Erdumlaufbahn umkreisen. Von winzigen Schrauben bis hin zu ausgedienten Satelliten von der Größe eines Busses – Millionen von Trümmerteilen, die eine ernsthafte Bedrohung für Raumfahrzeuge jeglicher Art darstellen. Diese Gefahr wurde im Jahr 2069 auf tragische Weise deutlich, als ein suborbitales Raumschiff von einem Trümmerteil zerstört wurde.

Um dieses wachsende Problem zu bekämpfen, gibt es Raumschiffe, deren alleinige Aufgabe es ist, den Weltraummüll zu beseitigen.

Auch zwei Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung im Zeitraum von 1999 bis 2004 bleibt “Planetes” ein relevantes Werk. Die Handlung konzentriert sich auf die Besatzung von DS-12, einer vielfältigen und eigenwilligen Gruppe von Weltraumarbeitern, von denen jeder seine eigenen Probleme hat. Während sie mit den Herausforderungen der Raumfahrt und der Müllbeseitigung konfrontiert sind, werden auch tiefgreifendere Themen wie zwischenmenschliche Beziehungen, persönliche Ambitionen sowie die Bedeutung von Träumen und Hoffnungen erkundet.

An der Spitze des Schiffes steht Kapitän Fee Carmichael, eine selbstbewusste Kettenraucherin, die auf der Erde ein Leben als Mutter und Partnerin führt. Ein weiteres Besatzungsmitglied, Juri Mihairokov, hat persönlich die Tragödie von 2069 erlebt. Hachirota ‘Hachimaki’ Hoshino ist darauf fokussiert, für die erste Jupiter-Mission ausgewählt zu werden, während das jüngste Besatzungsmitglied, Ai Tanabe, darum kämpft, von den anderen akzeptiert zu werden. Als Neuling versucht sie sich in der harten Realität des Weltraums zu behaupten, wo es keine zweite Chance gibt.

Die Kapitel von “Planetes” sind eigenständige Geschichten, die dennoch durch eine zusammenhängende Handlung verbunden sind. Makoto Yukimuras einfühlsame Charakterisierungen treiben die Handlung voran, wobei Hachimakis persönliche Reise als ein verbindendes Element dient, das sich durch jedes Kapitel zieht. Die Art und Weise, wie seine Weltanschauung hinterfragt und entwickelt wird, bildet dabei das zentrale Thema der Erzählung. Wir tauchen ein in den Alltag von Hoshino und seinen Teammitgliedern, ihre Träume für die Zukunft, ihre vergangenen oder anhaltenden Schmerzen sowie ihre Hoffnungen und Enttäuschungen. Der Mangaka schafft es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen zwischenmenschlichem Drama und interstellaren Themen zu finden.

Die in “Planetes” präsentierte Science-Fiction ist realistisch und zugänglich, selbst für diejenigen, die sonst wenig mit dem Genre anfangen können. Die Grundlage bildet eine Menschheit, deren Bestrebungen denen unserer eigenen ähneln. Wir werden auch mit vielen verschiedenen Problemen konfrontiert, die uns heute betreffen, aber in eine zukünftige Welt im Weltraum übertragen werden.

Krieg, Liebe, Familie, Religion, all diese einfachen – aber nicht simplen – Themen werden in dieser Serie behandelt, ohne dass der Autor versucht, ein Urteil zu fällen oder seine Antwort auf einen bestimmten Punkt zu geben. Die Probleme der Entfremdung von der Familie, menschliche Beziehungen, die Müllproblematik, die sich nicht nur mehr auf die Erde selbst, sondern auch im Weltall.

Der Mangaka greift ein reales Problem auf, das bereits in unserer Gegenwart existiert, als Grundlage für seinen Manga. Tausende Tonnen Weltraumschrott rasen über unsere Köpfe hinweg: Alte Satelliten, Überreste von Raketenstarts oder sogar einfache Werkzeuge aus vergangenen Weltraummissionen. Bei Geschwindigkeiten von mehreren zehntausend Kilometern pro Stunde können selbst winzige Partikel zu zerstörerischen Geschossen werden. Daher ist der Ausgangspunkt der Handlung durchaus realistisch.

Die Tatsache, dass die Handlung an Bord eines Müllsammelschiffs spielt, dessen Aufgabe es ist, das Chaos zu beseitigen, das die Menschheit in der erdnahen Umlaufbahn bereits angerichtet hat, unterstreicht ebenfalls die Notwendigkeit einer ökologisch sinnvollen Expansion in den Weltraum.

Die Serie “Planetes” bietet neben ruhigen Szenen im Weltall für Momente der Selbstreflexion, während der Autor den Raum mit Sorgfalt darstellt und den Humor dabei keinesfalls vernachlässigt.

Als das Erstlingswerk von Makoto Yukimura mag das Charakterdesign in “Planetes” insgesamt rudimentärer sein als in den späteren Kapiteln von “Vinland Saga”, aber es überzeugt bereits mit realistischen Zügen und einer Vielfalt an Charakteren. Yukimuras Charaktere haben realistische Proportionen und zeigen eine breite Palette an Emotionen und Ausdrücken. Besonders bemerkenswert ist die Darstellung von Umgebungen und Hintergründen, die bei diesem Titel eine große Bedeutung hat. Seine Panels enthalten oft komplexe und realistische Darstellungen von Schauplätzen, sei es in urbanen Landschaften oder im Weltraum. Einziger Kritikpunkt in dieser Hinsicht könnte der plötzliche Wechsel der Haarfarbe des Protagonisten mitten im Band sein, der für einige Seiten Verwirrung stiften kann.

Carlsen Manga veröffentlicht die Reihe im Großformat mit hochwertiger Ausstattung. Das sorgfältig gewählte Papier ist angemessen für den Preis, und Leser können sich über eine Umschlagveredelung freuen. Das Cover des Mangas ist mit holografischer Folie versehen, was einen edlen Eindruck vermittelt. Die Perfect Edition von “Planetes” überzeugt zudem mit zahlreichen Farbseiten.

Fazit

Mit der Perfect Edition “Planetes” kommen Fans von Makoto Yukimura in den Genuss des Debütwerks des Mangakas, das ebenso wie der Wikinger-Epos mit viel Detailverliebtheit zu überzeugen weiß und zeigt, dass der Yukimura sich viele Gedanken rund um seine Reihen macht.

“Planetes” mag zwar ein ruhigerer Titel sein, der durch sein episodisches Erzählen einen anderen Zugang wählt, stellt aber zahlreiche tiefgehender Fragen und entwickelt eine Handlung, die Lust auf mehr macht.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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