Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Rezension - Prinz Freya

Prinz Freya (Band 1)

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Mit Prinz Freya können sich Fans von Shojo-Fantasy-Titeln auf eine neue Reihe auf dem deutschen Markt freuen.

Die von Keiko Ishihara gezeichnete Reihe erscheint in Japan unter dem Titel Itsuwari no Freja seit August 2017 im Magazin LaLa DX. Bislang sind sieben Sammelbände erschienen. Auf dem deutschen Markt liegt die Lizenz für die Reihe bei Altraverse.

Für Ishihara ist es die erste Reihe auf dem deutschen Markt.

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Story&Zeichnungen:  Keiko Ishihara  | Originaltitel: Itsuwari no Freja | Übersetzung: Larissa Freundt | Genre: Fantasy, Drama, Romance| Demografische Zielgruppe: Shojo | Verlag: Altraverse| Preis (Ebook-Version): 3,99€ | Printausgabe: 7,00 € 

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Wie war’s?

Die Geschichte spielt in einem kleinen Land namens Tyr, das derzeit versucht, das benachbarte expansionistische Sigurdische Reich abzuwehren. Freya ist ein Mädchen aus einem Dorf, das einige sigurdische Soldaten in der Nähe entdeckt. Glücklicherweise kommt ihr einer der größten Helden von Tyr zu Hilfe, bevor sie zu Schaden kommt: Aaron, der “Schwarze Ritter”, einer der Leibwächter von Prinz Edvard, dem Anführer von Tyr. Freya und Aaron verbindet eine lange Beziehung, denn sie rettete Aaron und seinen Bruder Alexsis einst als kleine Kinder. Während Aaron jetzt ein Wächter ist, ist Alexsis derzeit ein einfacher Soldat in Tyrs Armee.

Einige Tage später, als Aaron und Alexsis das Dorf verlassen, um zu ihren Aufgaben zurückzukehren erspäht Freya Soldaten von Sigurd. Sie erfährt, dass sie Prinz Edvard vergiftet haben und dass er kurz vor dem Tod steht. Sie planen auch, Aaron zu töten, da der Tod beider Männer den Zusammenbruch von Tyr bedeuten würde. Freya begibt sich zum Palast, wo sie den sterbenden Edvard antrifft, einen Mann, der zufällig eine verblüffende Ähnlichkeit mit Freya hat. Freya beschließt, ihr langes Haar abzuschneiden und den Platz des sterbenden Prinzen einzunehmen, um Sigurd vorzugaukeln, dass Edvard lebt.

Prince Freya erfindet das Rad sicherlich nicht neu. Neben dem typischen Verwechslungsmotiv aus bekannten, klassischen Werken wie Der Prinz und der Bettelknabe von Mark Twain hat sich das Werk sicherlich auch von ähnlichen Manga-Werken wie Yona – Prinzessin der Morgendämmerung oder Ribon no Kishi von Osamu Tezuka inspirieren lassen. In Yona – Prinzessin der Morgendämmerung geht es um eine Prinzessin, die mit ihrer Entmachtung zu kämpfen hat, bei Princess Knight um ein Mädchen, das gezwungen ist, sich wie ein Prinz zu benehmen, um regieren zu können. Auch Nina – Die Sterne sind dein Schicksal, welcher ebenfalls bei Altraverse erscheint, bewegt sich auf ähnlichen Bahnen.

Prinz Freya bewegt sich zunächst auf einer ruhigen Ebene und spielt vor allem mit romantischen Motiven in Bezug auf Frayas Kindheitsfreunde. Unter der Oberfläche brodelt allerdings ein Konflikt und die Handlung im zweiten Kapitel zeigt, wie ernst die Lage wirklich ist.

Freya, das einfache Dorfmädchen, gerät inmitten eines verräterischen sigurdischen Komplotts. Sie hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem geliebten Prinzen Edvard, der im Sterben liegt und vergiftet wurde. Ohne seinen Herrscher wird ganz Tyr bald von der sigurdischen Gewalt verschlungen werden. Jetzt muss Freya den Platz von Prinz Edvard einnehmen und seine tapferen Ritter anführen, um das Reich zu verteidigen.

Die Mangaka schreckt in dem ersten Kapitel nicht davor zurück Gewalt abzubilden. Diese ist zwar relativ mild und bewegt sich eher im Rahmen von Shonen-Action-Reihen, die für eine ähnliche Altergruppe sind, bringen dennoch einen überraschenden Twist mit und machen den Leser*innen gleich zu Beginn klar, dass in der Welt Gefahren drohen.

Eine Situation, in der Freya durch ihre Persönlichkeit schnell zu kämpfen hat. Die Mangaka liefert mit Freya eine zerbrechliche Hauptfigur. Sie weint schnell und scheint sich dem Ausmaß der Situation erst bewusst, als etwas Traumatisches passiert.

Dadurch besteht für die kommenden Bände zwar einiges an Entwicklungspotential, führt im Auftakt aber dazu, dass der Charakter der Protagonistin auf einen Teil der Leserschaft wenig sympathisch wirkt. Es scheint geradezu, als müsste sich Freya ständig von den Männern um sie herum beschützen lassen. Es gibt zwar Entwicklung. So nimmt Freya ihre Pflicht an und beginnt, sich ihrer Schwäche zu stellen und zu lernen, ihre Ängste zu überwinden. Es bleibt aber fraglich, wie sehr sie sich als Figur in den kommenden Bänden entfalten darf.

Neben Freya gibt es zahlreiche männliche Figuren und man erhält einen Reverse-Harem-Titel. Neben ihren Kindheitsfreunden tritt im späteren Verlauf auch der weiße Ritter auf, der zum engsten Vertrauten des Prinzen gehört. Zudem gibt es noch zwei Wachen des Prinzen, die eine größere Aufmerksamkeit der Mangaka genießen. Viel in die Tiefe geht Keiko Ishihara bei ihrer Charakterisierung aber noch nicht. Die Leser*innen erfahren lediglich, dass Alexsis etwas für Freya zu empfinden scheint und Julius eine tiefe Verbindung zum Prinzen hatte.

Zeichnerisch ist die Mangaka in den bekannten Elementen des Genres unterwegs. Ihr Stil besteht eher aus feineren, filigranen Linien. Ihre Panels sind abwechslungsreich und häufig ohne Rahmenbegrenzungen. Nicht immer scheint die Panelführung aber flüssig zu verlaufen und manchmal passt der Maßstab nicht richtig. Darüber hinaus gibt es auch einige Schwächen in der Logik der Erzählung.

Auch vermisst man im Wordbuilding die Konsequenz. Die Mangaka entscheidet sich dazu, die Namen der Länder und Figuren aus der nordischen Mythologie zu entnehmen (so ist Tyr unter anderem nach einem Gott aus der Edda benannt), die Beschreibung des Landes selbst oder auch der Rüstungen und Kleidungen am Hof fällt eher südeuropäisch aus.

Fazit

Prinz Freya erfindet das Rad im Auftakt nicht neu und bewegt sich bisher auf den Spuren ähnlicher Fantasy-Romanzen. Die Charakterisierung der Heldin ist schwach, lässt dadurch aber durchaus viel Luft für Entwicklungen zu. Überraschen konnte die Mangaka mit einem Plottwist, der untypisch für moderne Shojo-Romanzen ist und zur Entwicklung der Heldin beitragen könnte.

Der Manga dürfte vor allem Fantasyliebhaber*innen ansprechen, die sich an einer zunächst weinerlichen Protagonistin nicht stören. Wer auf der Suche nach einem Werk mit mehr Tiefe und neuen Impulsen ist, dürfte indes enttäuscht werden.

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