Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Search And Destroy (Band 2)

Search and Destroy (Band 2)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Search and Destroy basiert auf Osamu Tezukas Werk Dororo. Während Tezuka und das Ursprungswerk – spätestens durch die jüngste Animeadaption – viele kennen dürften, ist Atsushi Kaneko eher einer derjenigen Namen, die ihm Mainstream nicht fallen.

Kaneko hat auf dem deutschen Markt bisher mit Wet Moon einen Titel veröffentlicht und sticht insbesondere durch seinen speziellen Zeichenstil hervor.

Seine Illustrationen sind inspiriert von unabhängigen amerikanischen (insbesondere Paul Pope) und japanischen (Suehiro Maruo) Comics sowie der Punkszene und großen Filmemachern wie David Lynch, Alfred Hitchcock oder Quentin Tarantino. Sein dreibändiger Thriller Wet Moon wurde 2014 mit dem französischen Kritikerpreis (Prix Asie ACBD) ausgezeichnet, 2012 wurde er im Rahmen des Grand Prix de l’Imaginaire für Soil, in der Kategorie Manga ausgezeichnet. Zudem wurde er mehrmals auf dem Angoulême International Comics Festival nominiert.

In der Rezension versuche ich, auf große Spoiler zu verzichten, bedenkt aber bitte, dass ich manchmal auch Teile der Handlung erzählen muss, um meine Meinung verständlich zu reflektieren. Wollt ihr sicher gehen, nicht gespoilert zu werden, interessiert euch aber für die Reihe, schaut in meine Rezension zu Band eins rein.

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Story&Zeichnungen:  Atsushi Kaneko| Originaltitel: Search and Destroy | Zielgruppe: Seinen| Genre: Science Fiction, Thriller, Action | Verlag: Carlsen Manga | Preis: 15,00€ | Mehr Informationen & Leseprobe

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Wie war’s?

Search and Destroy ist eine Neuinterpretation von Osamu Tezukas Dororo-Manga, dennoch setzt Kaneko diesen nicht Eins-zu-eins um, sondern schafft durch zahlreiche Änderungen einen Manga, der einzigartig und stilistisch originell ist sowie zum Nachdenken anregt.

In einer nicht näher spezifizierten Zukunft leben die sogenannten “Sapos” (Menschen) und “Kreas” (“Roboter”, bzw. “Kreaturen”) gemeinsam in der Stadt. Eine wirkliche Koexistenz wird aber nicht angestrebt. Die Kreaturen werden diskriminiert und meist als Arbeitskräfte eingesetzt. Protagonistin in Kanekos Search and Destroy ist Hyaku, deren menschliche Körperteile, als sie noch ein Baby war, an 48 Kreas gegeben wurden. Als sie von ihrem Ziehvater davon erfährt, ist Hyaku getrieben von Wut und möchte nur eines: ihre Körperteile zurück, um so ihre Identität wiederzuerlangen.

Dank der Informationen, die sie von ihrem sterbenden Mentor erhalten hat, macht sich Hyaku rachsüchtig auf die Suche nach diesen 48 Robotern. Während ihrer Rache macht Hyaku die Bekanntschaft mit einem ausgestoßenen Waisenkind namens Doro, der beschließt, ihr zu helfen und den tiefen Wunsch hat, die verrottete Welt, in der sie leben, zu verändern.

Durch die Verwendung von kontrastreichem Schwarz und Weiß und die völlige Abwesenheit von Rasterungen lässt sich das Werk schnell Atsushi Kaneko zuordnen, denn sein grafischer Stil ist in der Manga-Welt einzigartig. Die sterile Darstellung von Details geht Hand in Hand mit der durchgehend gedrückten Atmosphäre des Mangas. Die Hintergründe und die Umgebungen sind akkurat und detailliert zu Papier gebracht. Die Stadt Hachisuka wirkt dabei wie eine Mischung aus einer Stadt des sowjetischen Russlands und einer futuristischen Metropole.

Aber auch in erzählerischer Sicht sehen wir in diesem Werk viele von Kanekos Merkmalen, wie seine Vorliebe für surreale Schauplätze. Das futuristische Setting erlaubt es zudem, mit der Erzählung zu spielen und groteske Kreaturen und Settings zu schaffen.

Es ermöglicht ihm aber auch, die heutige Gesellschaft abzuzeichnen und damit die Grundgeschichte von Tezuka in ein neues Zeitalter zu übertragen. Thematisch konzentriert sich Kaneko auf Inklusion, auf soziale Themen, aber auch Kritik an der Religion.

Im zweiten Band gibt es einen Abschnitt, in dem Hyaku in ein Freudenhaus eindringt, da sich hier eine Krea aufhält, die Hyakus menschlichen Beine besitzt. Hier zieht der Mangaka eine interessante Parallele zwischen dem unterwürfigen Leben der Krea und der Situation der Frauen in unserer Gesellschaft. Der von Hyaku im Kampf geäußerte Satz “Ich gehöre mir selbst” erinnert an den in den 1970er Jahren berühmten feministischen Slogan “Ich gehöre mir”.

In gleicher Szene übt Kaneko auch Kritik an der katholischen Religion und generell gegen die Heuchelei der Mächtigen.
Bürgermeister der Stadt ist Daigo, dessen Machthunger unstillbar ist, dessen Beweggründe aber noch nicht vollständig erklärt werden. Der Mangaka zeichnet ein Land, welches im Twist zwischen Menschen und ausgestoßenen Robotern auf der Suche nach Rechten befindet. Ein Land, in dem die Gier, die Heuchelei, der Machtkampf und die Perversionen der heutigen Gesellschaft in einem einzigartigen und markanten Stil dargestellt werden.

Fans von Actionszenen kommen in diesem Band aber keinesfalls zu kurz und Kaneko liefert blutige Szenarien und Kämpfe, die unter die Haut gehen. Insbesondere der letzte Kampf in diesem Band kann durch Intensität überzeugen und sorgt dafür, dass unsere Heldin plötzlich ganz neue Gefühle wahrnimmt. Was auch als Zeichen gedeutet werden kann, dass sie mit dem Zurückerlangen ihrer menschlichen Körperteile selbst wieder menschlicher wird.

Abseits von Hyakus Rachefeldzug erhebt sich in der Welt von Search and Destroy in diesem Band eine weitere Gefahr für die Figuren an der Spitze der Macht. Ein zugerichteter Krea, der zu denen gehört, die von anderen ausgebeutet werden, scharrt andere Krea zu einer Art Sekte um sich zusammen. Hier darf man gespannt darauf warten, welche Rolle sie im Abschlussband spielen werden.

Fazit

Search and Destroy ist eine Geschichte über den Wert des Lebens und der Menschlichkeit, die sich durch einen interessanten Zeichenstil und spannender Doppeldeutigkeit auszeichnet. Zu empfehlen ist der Titel denjenigen, die Kanekos surrealen Stil durch Wet Moon bereits lieben gelernt haben oder Fans von Tezuka-Titeln sind und das Originalmaterial in einer anderen Zeit erleben möchten.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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