[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Shigeru Mizuki ist in Japan einer der wichtigsten Mangakünstler, in Deutschland kommen wir dank Reprodukt nun ebenfalls in den Genuss seiner Werke. Neben dem hier besprochenen Einzelband gibt es drei weitere Bände, die beim Berliner Verlag von ihm inzwischen erschienen sind. Bis auf “Hitler” sind alle autobiografisch geprägt.
Tante NonNon ist ein Werk, welches Einblick in den Ursprung von Shigerus Mizukis Yokai-Geschichten gibt und uns mitnimmt in einen Abschnitt in der Kindheit des Mangakas. Schauplatz ist Japan um 1930.
ECKDATEN ZUM MANGA
Text&Zeichnungen: Shigeru Mizuki
Originaltitel: Nonnonbaa to Ore
Genre: Autobiografie, Historisch
Verlag: Reprodukt
Preis: 20,00€
Weitere Informationen & Leseprobe
Worum geht es?
Nach dem Tod ihres Mannes kann Tante NonNon nicht mehr alleine für ihren Lebensunterhalt sorgen und wird daraufhin als Haushaltshilfe in die Familie von Shigeru aufgenommen. Tante NonNon ist für ihn ein großes Lexikon der japanischen Mythen und Geister und Shigeru saugt die Informationen der alten Dame geradezu auf, um sie seinerseits unter anderem zu kleinen Comic-Geschichten zu verarbeiten.
Meine Meinung
Mit Tante NonNon bekommt der Leser einen guten Einblick in die Zeit im Leben des Mangakas, die später seine erfolgreichsten Werke prägen und ihn zu großer Bekanntheit in Japan verhelfen sollte. Ohne Tante NonNon wäre wohl “GeGeGe no Kitaro” nie entstanden und damit vermutlich auch einige heutige bekannte Werke nicht, die sich diese Reihe als Inspiration nahmen.
Zu jener Zeit hatte Shigeru seine Freude am Zeichnen bereits entdeckt (näher beleuchtet wird das ich seinen Manga ‘Mizuki – Kindheit und Jugend‘) und als er die Geschichten von Tante NonNon geradezu verschlingt, ist es kein Wunder, dass sie schnell zu eigenen, fantasievollen Zeichenprojekten werden und damit auch den Grundstein für sein späteres Leben legen.
In den insgesamt fünfundzwanzig Kapiteln geht es um allerhand japanische Geister, die mal in fantasievolle, mal in ernstere Handlungen verstrickt sind. Gleichzeitig zeigt der Manga aber auch den harten Alltag jener Zeit in Japan. Es gibt dabei nicht nur eine Person, die den jungen Shigeru unfreiwillig verlassen muss.
Auch lassen Revierkämpfe das Wesen Japans zur damaligen Zeit erkennen. Man rennt nicht vor dem Feind weg und mit Mädchen spielen, führt zur Verweichlichung. Die Jungen des Dorfes spielen in Bandenkriegen militärische Rangfolgen nach und im Steinhagel bekommt so mancher ganz schön was ab. Hier lassen sich aber auch Ansätze von Mizukis späterer Anti-Kriegs-Haltung erkennen. Er hat keine Lust auf unnötige Kämpfe und Strukturen, in denen einer über den anderen steht.
Umgesetzt ist das von Shigeru Mizuki in einer humorvollen und manches Mal überspitzten Art und Weise, allerdings ohne in das komediehafte abzudriften und zu albern zu wirken.
Die Zeichnungen von Shigeru Mizuki sind aus der heutigen Sicht nicht für jeden etwas und weichen von dem ab, was der Leser aus dem modernen Manga kennt. Die Hintergründe und Yokai sind äußerst detailliert und realistisch gezeichnet, während die Figuren einen Cartoon-Charakter haben. Trotzdem gelingt es, dass sie nicht wie ein Fremdkörper in diesen fein ausgearbeiteten Umgebungen wirken.
Veröffentlicht wurde Tante NonNon von Reprodukt in einem Großformat mit Klappenbroschur. Mit 20 Euro greift man zwar ein wenig tiefer in die Tasche, bekommt aber im Vergleich auch 400 Seiten Lesestoff geliefert.
Fazit & Bewertung
Mit Tante NonNon bekommt der Leser ein fantasievolles Werk präsentiert, welches gleichzeitig Einblick in das Japan um 1930 gibt und auch ernstere Themen jener Zeit anschneidet.
Wer sich auf den heute ungewohnten Zeichenstil von Shigeru Mizuki einlässt, wird es nicht bereuen und schöne Lesestunden mit einem Stück der Erinnerung eines der wichtigsten Mangakünstler Japans erleben.
Vielen Dank an Reprodukt für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!