[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Mit “Car Crush” habe ich heute wieder einen Boys-Love-Manga für euch. Die Manga-Reihe von Deme Kingyobachi erscheint seit Juni 2023 im Honey Milk-Webzine des japanischen Verlags Kodansha. Bisher wurde ein erster Sammelband veröffentlicht. Weitere Kapitel über Band 1 hinaus sind aktuell noch nicht erschienen, sollen aber laut Egmont Manga folgen.
Von demselben Mangaka erschienen bereits die Einzelband-Veröffentlichung “Madokas Geheimnis” sowie die dreibändige Serie “Seltsame Ereignisse im Einkaufsviertel Nekomachi” auf dem deutschen Markt. Beide ebenfalls bei Egmont Manga.

Text & Zeichnungen: Deme Kingyobachi | Originaltitel: Chiba Kyoukan wa Nabikanai | Übersetzung: Madlen Beret | Genre: Boys Love | Verlag: Egmont Manga | Preis: 8,50€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite

Wie war’s?
Im überfüllten BL-Genre, in dem sich Dramatik, Erotik und Klischees oft überschlagen, fährt Car Crush von Deme Kingyobachi ganz bewusst einen ruhigeren Kurs.
Eine Fahrschule als Ort der Begegnung. Hier lernen sich der beliebte Fahrlehrer Chiba und der mysteriöse, gutaussehende Schüler Yaotome – genannt der „Prinz im Anzug“ – kennen. Während Chiba als professionell-distanziert und zurückhaltend beschrieben wird, scheint Yaotome mehr zu wissen, als er zugeben möchte. Schon bei ihrer ersten Begegnung spürt man eine seltsame Spannung zwischen ihnen – eine Mischung aus Verwirrung, Vertrautheit und Neugier. Yaotome spricht Chiba unter einem anderen Namen an.
Diese erste Irritation mündet nicht in einem überbordenden Drama, sondern wird mit feinen Andeutungen und Dialogen nach und nach aufgelöst. Genau das ist die große Stärke des Mangas: Er vertraut auf Subtext und langsames Erzählen. Eine Seltenheit in einem Genre, das sich oft in schneller Eskalation gefällt.
Chiba ist ein durch und durch sympathischer Protagonist. Seine professionelle Haltung ist nachvollziehbar, nicht zuletzt, weil er in der Vergangenheit verletzt wurde. Statt in stereotype Coolness zu verfallen, wirkt er menschlich, beinahe verletzlich. Die weiblichen Schüler himmeln ihn zwar an, doch er hält charmant, aber bestimmt Distanz. Diese Selbstkontrolle wird jedoch zunehmend schwieriger, je näher er Yaotome kennenlernt.
Yaotome hingegen ist nicht der typische “Prince Charming”, auch wenn er äußerlich genau diesem Bild entspricht. Seine Unsicherheit, seine Bemühungen um Kontrolle und die teils unbeholfene Art, mit Chiba in Kontakt zu treten, verleihen ihm Tiefe. Zwischen beiden entsteht eine Chemie, die nicht laut ist – sondern sich durch stille Gesten, unausgesprochene Gedanken und kleine Missverständnisse entfaltet.
Die Erzählstruktur von Car Crush mag für Leser:innen, die auf klassische Story-Arcs mit Höhepunkt und dramatischer Wendung setzen, zunächst unspektakulär wirken. Tatsächlich wird der zentrale Konflikt recht schnell aufgelöst – beinahe beiläufig, und hier wäreen ein oder zwei Kapitel wirklich gut gewesen, um der Entwicklung zwischen den beiden noch mehr Raum zu geben. Doch gerade das entschleunigte Tempo macht den Charme des Mangas aus: Die Geschichte wirkt wie ein einziger, zarter Blickkontakt, bei dem niemand den ersten Schritt wagen will und man trotzdem weiß, dass da etwas ist.
Wer in BL-Manga vor allem auf explizite Szenen hofft, wird hier nicht fündig. Car Crush verzichtet vollständig auf Erotik und genau deshalb ist der Manga auch ideal für diejenigen, die mit Smut-Inhalten wenig anfangen können. Stattdessen stehen Gefühle, Unsicherheiten und zwischenmenschliche Dynamik im Vordergrund. Dass dabei dennoch eine spürbare Anziehung zwischen den Figuren entsteht, spricht für das Talent der Mangaka, mit Blicken, Gesten und Zwischentönen Spannung zu erzeugen.
Die Illustrationen sind klar, ruhig und ausdrucksstark. Besonders gelungen ist die Körpersprache der Figuren: schüchterne Blicke, ein zögerlicher Griff zum Lenkrad, eine angespannte Schulter. All das transportiert mehr Emotion als ein dramatischer Kuss es je könnte. Kingyobachi versteht es, Mimik und Körpersprache nuanciert einzusetzen, ohne jemals übertrieben zu wirken.
Von Egmont Manga wird der Titel im üblichen Taschenbuchformat des Verlags herausgebracht.
Fazit
“Car Crush” ist ein leises, liebenswertes Stück Boys-Love, das sich angenehm von vielen Genrevertretern abhebt. Statt auf Drama oder Erotik setzt der Manga auf Gefühl, Authentizität und eine zarte Romanze zwischen zwei Erwachsenen, die sich erst wieder öffnen lernen müssen. Wer BL lieber gefühlvoll als explizit liest, wird hier auf jeden Fall fündig.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Egmont Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!