Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Mortalis - Manga Rezension

Mortalis

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Mit Mortalis ist bei Carlsen Manga im August wieder eine Eigenkreation eines deutschen Künstlers erschienen. Dominik Jell, der in Landhut lebt, begann 2015 eine Karriere als Tattoo-Künstler mit Spezialisierung auf Motive im Anime-Stil und erfüllt sich mit dem Einzelband den Traum, einen eigenen Manga zu veröffentlichen.

Empfohlen wird der Band vom Verlag ab einem Alter von 18 Jahren.

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Story&Zeichnungen: Dominik Jell | Genre: Horror | Verlag: Carlsen Manga | Preis: 12,00€ | In einem Band abgeschlossen | Mehr Informationen

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Wie war’s?

Dominik Jell liefert in seinem Debüt-Werk einen Band mit zwei Kurzgeschichten. Die erste Geschichte Osiris spielt im modernen Japan, während Jell die zweite Kurzgeschichte Exekution in seiner Heimatregion ansiedelt und die Leserschaft in die Zeit der Hexenverfolgung mitnimmt.

Osiris dreht sich um den bekannten Content Creator Hideaki Kobayashi, der gemeinsam mit seinem Kater gruselige Orte in ganz Japan aufsucht. Für seinen neusten Stream hat er sich einen abgelegenen Hof ausgeguckt, um den sich so manche Gruselgeschichte dreht. Er ahnt nicht, dass er sich damit geradewegs in die Falle des Hausbesitzers begibt.

In Osiris gelingt es Jell, ein modernes Setting abzuliefern. Mit einem Content Creator liefert er einen Hauptcharakter, der immer auf der Suche ist nach der neusten Story und seine User überallhin mitnimmt. Dabei sind die Perspektiven der Panels oft sehr gut eingesetzt, so dass es teilweise wirkt, als wären wir, die Leser*innen, selbst Teil der zahlreichen Follower von Kobayashi.

Dennoch haben wir mehr Kenntnisse als Kobayashi selbst. Wir wissen, dass sich hinter dem Hausbesitzer nicht nur ein skurrilwirkender Mann verbirgt, der Angst hat, dass sein Hof nach Kobayahis Livestream von Fremden überrannt wird. Wir wissen um seinen Plan, für den er den Influencer braucht.

In der Summe ist die Geschichte sehr gradlinig und es lässt sich durchaus erahnen, in welche Richtung die Erzählung geht, wenn auch das Ende einen kleinen Überraschungseffekt parat zuhalten hat.

Einen völligen Gegensatz bildet die Geschichte Exekution, in der die Leser*innen in die Mittelalterzeit Süddeutschlands entführt werden, wo ein junger Bischof einer Hexenverbrennung beiwohnen soll. Der Herrscher war an einer Grippe erkrankt und macht eine Frau mit dem Namen Elisabeth dafür verantwortlich, die abgeschieden am Rand der Stadt wohnt. Sie wird als Hexe gebrandmarkt und soll auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Der Bischof hält das für falsch und warnt vor den Konsequenzen. Doch seine mahnenden Worte finden kein Gehör.

Auch wenn bereits die erste Geschichte mit wenigen Worten auskommt, so legt Jell in der zweiten Geschichte noch einmal einen drauf. Er lässt vor allem die Bilder sprechen und legt den Fokus auf das, was wir sehen ohne uns jedes Detail erklären zu müssen. Eine Tatsache, die sich bezahlt macht, denn so gelingt es, ein intensives und mitreißendes Szenario zu schaffen.

Die Zeichnungen von Jell passen sehr gut zu den Geschichten und schaffen es, eine packende und düstere Atmosphäre zu erzeugen. Der realistische, kontrastreiche, teils plastische Stil erinnert dabei vor allem an Mangaka Gou Tanabe. Jell überzeugt aber auch mit einem Grundverständnis von Kameraperspektiven, die er geschickt in das Werk einfließen lässt. Etwas steif wirken indes die Gesichtszüge, weshalb die Emotionen nicht immer ganz mitreißen können.

Dass Jell nicht nur Horror, sondern auch durchaus Comedy kann, beweist er mit einer kurzen Bonusgeschichte über wenige Seiten, die insbesondere Katzenbesitzer*innen mitten ins Mark treffen dürfte.

Carlsen Manga liefert das Debütwerk in einer hochwertigen Ausstattung. Man erhält einen großformatigen Manga mit Klappbroschur und zahlreichen Extras. Neben einigen Farbillustrationen gibt es zudem ein doppelseitiges Poster sowie ein kleines Shikishi. Die Motive sind jeweils an die Kurzgeschichten angelehnt.

Fazit

In der Summe gelingt Dominik Jell mit Mortalis ein gelungenes Debüt auf dem Mangamarkt. Die Kurzgeschichten gehen charakterlich zwar nicht in die Tiefe, doch das ist aufgrund des Genres und des Raums, der für die Erzählungen zur Verfügung stand nicht zu erwarten. Wer auf der Suche nach einem atmosphärischen Titel und dem Lesevergnügen für zwischendurch ist, der wird bei diesem Manga definitiv fündig.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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