Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Manga Rezension Mangaka - Shigeru Mizuki

Shigeru Mizuki – Mangaka

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Wer Werke von Manga-Pionier Shigeru Mizuki lesen wollte, der war viele Jahre auf den englischen oder französischen Markt angewiesen. Durch den Berliner Verlag Reprodukt hat sich das geändert und inzwischen hat Reprodukt zahlreiche Titel von Mizuki in seinem Katalog. Mangaka ist der Abschluss einer dreiteiligen Autobiografie, in der Mizuki intensiv auf verschiedene Abschnitte seines Lebens zurückblickt.

Shigeru Mizuki hat viele Facetten: Er gehört zu der Generation von Mangaka, die nach dem Zweiten Weltkrieg den modernen Manga prägten, und er war einer der ersten, der Manga für Erwachsene schrieb und persönliche Erlebnisse in seinen Werken niederschrieb. Gleichzeitig hat er durch GeGeGe no Kitaro, einem seiner bekanntesten Werke einen bedeutenden Einfluss auf viele der bekannten Franchise der heutigen Zeit. Diese Reihe erscheint seit September 2021 ebenfalls in einer deutschen Übersetzung bei Reprodukt.

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Text/Zeichnungen: Shigeru Mizuki | Verlag: Reprodukt | Zielgruppe: Gekiga | Genre: Historisch, Autobiografie | Preis: 24,00€ | Großformat | Weitere Informationen

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Wie war’s?

Mit dem letzten Band findet die Biografie von Shigeru Mizuki bei Reprodukt sein Ende. Nachdem sich der Mangaka in dem ersten Band seiner Kindheit und Jugend zuwandte und im zweiten Band seine Kriegserlebnisse im Vordergrund standen, wendet sich Mizuki nun seiner Karriere als Mangaka zu.

Im Abschlussband ist der Erzählton wieder lockerer und der Band hat einen Slice-of-Life-Charakter. Dennoch fehlt es nicht an ernsteren Zwischenschüben und historischen Hintergründen. Dazu gehören unter anderem das Erdbeben von Kobe oder die Sarin-Gas-Anschläge der Aum Shinrikyo-Sekte. Mizuki geht auch auf die Olympischen Sommerspiele in Tokio ein und den Tod von Kaiser Hirohito.

Der Ton aber ist wieder leichter, nachdem im zweiten Band mit dem Krieg ein deutlich dunkleres Kapitel behandelt wurde. Zeitlich behandelt der finale Band zudem ein deutlich größeres Zeitfenster. Der Band wird etwa um 1960 eingeleitet und endet circa im Jahr 2001.

Die Leserschaft verfolgt auf den ersten Seiten, wie sich Mizuki mit den unterschiedlichen Verlagen rumschlägt. Zunächst mit denen des Leihbuchhandels, dann mit denen von Zeitschriften. Mizuki findet sich in der für viele Mangaka zu jener Zeit typischen Lage wieder: Harte Arbeit, die schlecht bezahlt wird. Dazu anspruchsvolle Aufträge, die am Ende weder bezahlt noch veröffentlicht werden.

Mizuki gelingt es, zumindest der schlechten Bezahlung zu entkommen und seine Situation in der Mitte der 1960er-Jahre zu verbessern. Er kann sich vor allem dank seines Werkes Kitaro durchsetzen und wird zu einem vielbeachten Mangaka. Mizuki muss zwar noch genauso hart arbeiten wie zuvor und wird dieses auch noch Jahrzehnte tun, muss aber nicht mehr unter der finanziellen Unsicherheit leiden und kann nun auch seine neugegründete Familie ernähren. Mit dem Ruhm kommen neue Aufgaben: Mizuki stellt Assistenten ein, für die er fortan auch die finanzielle Verantwortung trägt.

Mizuki spricht über das Verlagswesen, die Anfänge des Garo-Magazins und auch einige berühmte Namen wie Yoshiharu Tsuge, von dem Reprodukt ebenfalls einige Titel auf dem deutschen Markt veröffentlichte und der ihm einige Zeit als Assistent zur Seite stand.

Auch wenn der Band den Titel Mangaka trägt, geht es im Abschluss der dreibändigen Biografie keinesfalls nur um Mizukis Tätigkeit als Mangaka. Insbesondere im letzten Teil des Bandes stehen andere Themen immer mehr im Mittelpunkt. Mizuki tut, was er schon vor vielen Jahren versprochen hatte und kehrt nach Jahrzehnten nach Papua-Neuguinea zurück. Insbesondere bei seinem ersten Besuch nimmt er die Leserschaft mit auf eine Reise, in der man in das Kriegstrauma von ihm und seinen Begleitern hineinblicken kann. Zugleich macht sich Mizuki auf, um den Stamm zu finden, der ihm das Leben gerettet hatte, als er sich durch den Verlust seines Arms und durch Malaria dem Untergang geweiht glaubte. Mizuki lässt in diesen Seiten die Leser*innen spüren, wie sehr er sich den Tolai verbunden sieht und wie oft er es sich wünscht, Japan zu verlassen, um dort zu leben.

Auch die Yokai-Forschung spannt Mizuki immer mehr ein und sorgt für einige Reisen im Leben des Mangakas. Mizuki stellt sich als jemand dar, der aufrichtig an diese Kreaturen glaubt, zu deren Popularisierung er beigetragen hat. Für ihn ist es selbstverständlich, dass Yokai nicht nur in Japan zu finden sind. Er reist um die Welt und bringt von seinen Reisen Skulpturen, Masken und Tonaufnahmen mit.

Keinesfalls zu kurz kommt in der Autobiografie der Humor und auch im dritten und abschließenden Teil merkt man als Leser*in, dass Mizuki sich selbst nicht so ernst nimmt. Der Mangaka streut viele witzige Szenen ein und überspitzt die Gestik und Mimik seiner Figuren. Shigeru Mizuki liefert auch in diesem Werk den Zeichenstil, für den er bekannt ist: Die Hintergründe sind äußerst detailliert und fotorealistisch gezeichnet, während die Figuren einen Cartoon-Charakter haben. Trotzdem gelingt es, dass sie nicht wie ein Fremdkörper in diesen fein ausgearbeiteten Umgebungen wirken.

In Mangaka gibt es Namen, Begriffe und Ereignisse, die in einem nachträglichen Glossar erklärt werden, sodass keine Fragen offenbleiben. Enthalten ist am Ende auch ein 17-seitiges Nachwort von Zack Davisson, welches sich auf jeden Fall lohnt zu lesen.

Wie auch die anderen Bände der Trilogie ist der Band im Großformat mit Klappenbroschur gestaltet.

Fazit

Der dritte Band überzeugt einmal mehr mit seinem ganz eigenen Ton und bildet einen guten Abschluss der von Mizuki geschaffenen Autobiografie. Eine Trilogie, die tiefen Einblick in ein außergewöhnliches Leben gibt und die Person Mizuki den Leser*innen auf eine intensive Weise näherbringt.

Die Autobiografie ist vor allem für die erwachsenere Leserschaft zu empfehlen, die sich mit einem der Größen in der japanischen (Manga-)Geschichte auseinandersetzen möchte und dafür eine charmante und lockere Lektüre sucht.

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Weitere rezensierte Bände der Serie

Band 1 | Band 2

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Bei diesem Band handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Reprodukt zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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