Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Mushishi (Band 6)

Mushishi (Band 6)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Mushishi hat mich seit dem ersten Band in seinen Bann gezogen und ich freue mich wirklich sehr, dass es die Reihe nach Deutschland geschafft hat. Es wäre wirklich schade gewesen, einen solchen Titel in meiner Sammlung zu missen.
Im japanischen Original erschien Mushishi vom November 1999 bis 2008. In der Summe wird die Reihe zehn Bände umfassen.

Yuki Urushibara wurde für Mushishi 2003 mit dem Media Arts Award als Preis für Exzellenz und 2005 mit dem Kodansha-Manga-Preis in der Kategorie “Allgemeines” ausgezeichnet. Der Manga wurde zudem in einer Anime-Serie adaptiert.

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Text/Zeichnungen: Yuki Urushibara | Originaltitel: Mushishi | Verlag: Manga Cult | Zielgruppe: Seinen | Genre: Fantasy, Mystery | Preis: 15,00€ | Großformat | In zehn Bänden abgeschlossen | Weitere Informationen & Leseprobe

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Inhalt

Ginko reist von einem Ort zum anderen und trifft dabei auf so manches Problem, welches mit den geheimnisvollen Mushi zusammenhängt. Nicht immer findet er eine Lösung und so manches Mal begibt er sich selbst in größte Gefahr, um ein Mushi-Problem aufzulösen und seinem Klienten zu helfen.

Wie war’s?

Der sechste Band von Mushishi beinhaltet einmal mehr fünf Episoden. Diese können unabhängig voneinander gelesen werden und sind in sich abgeschlossen.

In “Der Himmelsfaden”, zieht die junge Frau Fuki an einem Faden, der aus dem Himmel ragt und wird dadurch zu einer Ausgestoßenen. In “Die singende Muschel” behandelt die Mangaka eine Familie, die nach einem Bootsunfall, bei dem die Mutter ums Leben kam, abseits der Dorfgemeinschaft lebt. In “Den Abend liebkosen” trifft Ginko auf zwei Waisenkinder, Usuke und seinen älteren Bruder Tatsu. Sie haben ein dunkles Familiengeheimnis, das sich um das mysteriöse Kouki dreht. In der vierten Geschichte “Unter dem Schnee” besucht Ginko ein abgelegenes Bergdorf, um verschiedene Schnee-Mushi zu studieren. In dem Berggasthaus interessiert sich Gastwirtin Tae für seine Arbeit und vertraut ihr eine seltsame Begebenheit rund um Toki an, der mit seinen Eltern in einem eingeschneiten Haus lebt.
Die Abschlussgeschichte “Das Bankett am Feldrand” handelt von zwei Generationen von Sake-Brauern, die über ein Mushishi-Bankett tief in einem Wald stolpern.

Wenn auch Mushishi den üblichen Thematiken aus den vorherigen Bänden treu bleibt, bietet auch dieser Band wieder abwechslungsreiche Geschichten.
Drei der Geschichten werden dabei locker durch das Phänomen “Kouki” verbunden. Kouki sind embryonale Mushi, die im Fluss des Lichts fließen. Das Kouki ist der Ursprung des Mushi-Lebens, es ist die Basis für alle Mushi. Die Flüssigkeit erweist sich sowohl als schädlich als auch heilend, je nachdem wie sie verwendet wird. Auch werden Mushi von dieser Flüssigkeit stark angezogen und suchen sie auf. In der ersten Geschichte treffen wir so auf einen Mushi, der in der Nähe dieser Lichtvene jagt und nur dadurch zu einer Gefahr für Fuki wird. In einer anderen Story wurde verdorbenes Kouki getrunken und löst damit einen Familienfluch aus. In “Das Bankett am Feldrand” geht es hingegen um den besonderen Geschmack des Kouki sowie den Prozess der Gewinnung eben dieses durch die Mushishi.

Yuki Urushibaras einzelnen Geschichten finden auf vielen Ebenen statt und oft sind die Mushishi nur eine Art Metapher, um etwas anderes zu zeigen. Die Episoden haben eine poetische Bildsprache und hinter zunächst einfach scheinenden Handlungen verbirgt sich häufig mehr, als es zunächst scheint.

In der ersten Geschichte geht es um Akzeptanz und bedingungslose Liebe. Hier verwendet die Mangaka viele Elemente aus der Astronomie, um bestimmte Dinge zu verdeutlichen und den männlichen Hauptcharakter realisieren zu lassen, dass Fuki auch da ist, wenn er sie nicht sieht. So wie die Sterne am Taghimmel. Nur dadurch kann sie letztendlich gerettet werden.
Die zweite Geschichte ist ihrerseits eine wunderbare Episode über Verlust, die Kraft der Gemeinschaft, Vergebung und Solidarität. Auch das Kapitel “Unter dem Schnee” handelt von Verlust. Es geht um einen jungen Mann, der um seine kleine Schwester trauert. In dieser Geschichte saugen schneeähnliche Mushi buchstäblich die Wärme aus seinem Körper. Dienen aber auch als Metapher, denn wegen des Todes seiner Schwester ist Toki gefühllos gegenüber den Menschen und der Welt um ihn herum geworden.

Einen düsteren Ton schlägt das Kapitel “Den Abend liebkosen” an. Hier wirkt sich schlechtgewordenes Kouki über mehrere Generationen negativ auf eine Familie aus. Ginko ist nachts in einem Wald unterwegs, als ihn eine mysteriöse Präsenz dazu zwingt, in seiner Bewegung zu verharren. Er kann sich nicht rühren und scheint im eigenen Körper gefangen. Sie lässt ihn erst gehen, nachdem sie erkannt hat, dass er ein Mensch ist. Wenig später stößt Ginko auf ein Geschwisterpaar, welches alleine in einer Hütte im Wald lebt. Tatsu, der ältere Bruder hat einen Mushi in der Hand, welcher ihm die Kraft gibt, Tiere in ihrer Bewegung erstarren zu lassen und zu töten. Ginko erklärt den Ursprung des Mushi und bietet an, ein Heilmittel zu liefern, denn auch der jüngere Bruder trägt den Mushi in sich und leidet unter schweren Beschwerden.
Während Tatsu die Macht zunächst dazu nutzte, um für sich und seinen Bruder das Überleben zu sichern, wird schnell klar, dass ihn die Kraft immer mehr übermannt und er die Kontrolle verliert. Töten wird zu einem Vergnügen und statt aus Not, verbreitet er ohne Rücksicht auf die Natur und ihr Gleichgewicht Angst.

“Das Bankett am Feldrand” ist in seiner Kouki-Thematik wieder heiterer. Hier erfahren die Leser*innen Neues über die Arbeit der Mushishi. Auch hat Isaza, ein Nebencharakter aus einer vorherigen Geschichte, einen kurzen Auftritt.

Insgesamt bietet der Band erneut eine hohe Qualität des Erzählens und es hängt ein mystischer Hauch über den einzelnen Storys. Aufgrund des Erzählstils und der Schauplätze der einzelnen Geschichten, hat es einen Touch von Folklore und Legendenerzählungen.

Auch schafft Yuki Urushibara es, Ginko sehr viel Tiefe zu geben, obwohl er in den meisten Geschichten eher als eine Art “Unterstützer” auftritt und der Fokus auf den anderen Figuren liegt. Inzwischen kennen die Leser*innen seine Persönlichkeit. Obwohl er auf seinen Reisen selten jemanden mehr als einmal trifft, ist er den Menschen sehr offen gegenüber und versucht allen zu helfen. Wiederkehrend ist das Motiv des Weiterziehens. Ginko kann auch in diesem Band aufgrund unterschiedlicher Umstände nie lange an einem Ort verweilen.

Die Illustrationen dieses Bandes sind auf der einen Seite einmal mehr zurückhaltend, schaffen es aber dennoch in alle den Grautönen eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Sie verwendet einen kratzigen, fast rauen Strich mit einigen Schraffuren. Die Mangaka arbeitet viel mit abgeschlossenen, durch Linien begrenzte Panels, bricht diese starren Muster aber auch auf und es gibt ebenso Panel, die ohne klare Abgrenzung funktionieren. Diese sind in den anderen Panels eingebettet und wirken dadurch wie eine weitere Ebene. Besondere Szenen hebt sie durch große Panels hervor.

Zu betonen sind an dieser Stelle auch die Farbseiten. Von diesen findet man auch im sechsten Band der Reihe wieder einige, die den Geschichten noch einmal mehr Leben einhauchen.

Fazit

Mushishi ist sicherlich durch seinen episodischen und ruhigen Stil nicht für jedermann etwas, ich aber mag die Reihe sehr und bin seit dem ersten Band ein riesiger Fan. Die Mangaka schafft es einmal mehr, viele abwechslungsreiche Geschichten zu liefern, die auf vielen verschiedenen Ebenen erzählt werden und eine tolle Tiefe mitbringen.

Wer gerne neben dem Mainstream liest und japanische Kultur oder allgemein Folklore mag, der wird hier sicherlich einen Titel finden, der viel Lesefreude mitbringt.

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Weitere rezensierte Bände der Serie

Band 1 | Band 2 | Band 3 | Band 4 | Band 5

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Manga Cult zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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